Erfahrung – wenn sie innerhalb von Organisationen thematisiert wird – hat immer mit Kommunikation und Wissen zu tun: mit Kommunikation insofern, als erst die Kommunikation von Erfahrung diese für Organisationen aufschließt, mit Wissen insofern, als die Reflexion von Erfahrung als Wissen über Erfahrung verstanden und kommuniziert werden kann. Erfahrung ist damit an ihre wissensförmige Verstetigung und Kommunizierbarkeit gebunden, oder anders formuliert: Erfahrung wird in Organisationen greifbar als kommuniziertes Erfahrungswissen. Wir möchten im Folgenden diesen Dreiklang von Erfahrung – Wissen – Kommunikation nicht grundlagentheoretisch, sondern empirisch entfalten. Grundlage der Empirie ist ein abgeschlossenes DFG-Projekt zum Umgang mit Wissen in zwei großen Unternehmen, einem Profit-und einem Non-Profitunternehmen. Wir stellen zunächst das Projekt in seiner Anlage vor (1). In einem weiteren Schritt gehen wir darauf ein, wie Organisationen versuchen, Erfahrungen ihrer Mitglieder zu thematisieren bzw. wissensförmig zu kommunizieren und mit welchen Kommunikationsmodi sie operieren. Unsere These ist, dass Selbstbeobachtung einen zentralen Modus darstellt, mit dem Organisationen Erfahrungen strukturieren und an Organisationsimperative anschließen, ohne die individuelle Selbstverantwortung für Erfahrungsmodifizierung – also Lernen – sichtbar einzuschränken (2). In einer weiteren erziehungswissenschaftlichen Fokussierung fragen wir anhand eines konkreten Beispiels, inwiefern Formen der Selbstbeobachtung pädagogisch strukturiert sind (3), um schließlich die Befunde in einer professionstheoretischen Perspektive zu deuten (4).
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Literatur
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Seitter, W., Kade, J. (2009). Selbstbeobachtung als Strukturierung des Lernens in Organisationen. In: Göhlich, M., Weber, S.M., Wolff, S. (eds) Organisation und Erfahrung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91660-6_12
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