In den 80er Jahren hat Rudolf Messner mit einer Gruppe studentischer Hilfskräfte in Kassel ein kleines, arbeitsintensives „Leseprojekt“ initiiert, in dessen Rahmen narrative Interviews mit jungen Erwachsenen zu ihrer Lesebiografie geführt wurden. Wichtig war uns die Frage, welche Bedeutung dem eigenständigen, von der Schule und ihren Routinen unabhängigen Lesen im Verlauf des Aufwachsens zuwächst. Das Projekt wurde von einer starken These getragen: Lesen wird von Heranwachsenden im Laufe ihrer Biografie entdeckt und genutzt als vergleichsweise autonomer Raum kultureller Erfahrungsmöglichkeiten. Gegen die schulische In-Gebrauchnahme von Texten und insbesondere von schöner Literatur wird – schon angelegt in der Kindheit, entfaltet ab der Pubertät – eine private Praxis des (literarischen) Erfahrens, auch des Schreibens etabliert, die sich unabhängig von oder sogar gegen die institutionellen Zwänge herstellt, aber gleichwohl für die Enkulturationsprozesse von hoher Bedeutung ist. „Lesegeschichte als Kulturaneignung“ hieß entsprechend unser Projekt
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Literatur
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Rosebrock, C. (2009). Eigensinnige Schrifträume – Zur Zukunft einer alten Projektidee. In: Bosse, D., Posch, P. (eds) Schule 2020 aus Expertensicht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91647-7_35
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