Der Integrationsbegriff boomt. Die öffentliche Auseinandersetzung mit Integration, v.a. im Migrationskontext, stellt seit Jahren ein zentrales Thema politischer und pädagogischer Debatten dar. So hat sich in Deutschland Integration zu einem Schlagwort entwickelt, das sich „fast wie ein bedingter Reflex (einstellt), wenn die Rede auf die nicht-deutsche Bevölkerung kommt“ (Hoffmann 2002) – oder vielmehr auf diejenigen, die unabhängig ihrer faktischen Staatsangehörigkeit, als kulturell Fremde oder Andere markiert werden. Insbesondere die Integration von Jugendlichen aus Migrationsfamilien wird im Alltagsdiskurs problematisiert: in Medien, Politik und Alltagsgesprächen wird von Integrationsdefiziten, mangelndem Integrationswillen oder Integrationsverweigerung, aber auch von gelungener Integration gesprochen. Auch die Rede von Kulturkonflikten, die die Lebenssituation von Jugendlichen präge, ist nach wie vor Bestandteil des Alltagsdiskurses um Integration. Die Jugendlichen selbst kommen dabei nur selten zu Wort. Dabei stehen hauptsächlich männliche Jugendliche, die durch abweichendes Verhalten (Kriminalität und Gewalt) auffallen, im Zentrum der Auseinandersetzung.
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Literatur
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Riegel, C. (2009). Integration – ein Schlagwort? Zum Umgang mit einem problematischen Begriff. In: Sauer, K.E., Held, J. (eds) Wege der Integration in heterogenen Gesellschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91606-4_3
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