Bekanntlich kann man sich seine Eltern nicht aussuchen – zumindest nicht die biologischen. Das ist bedauerlich, denn auch heute noch hängt sehr viel von ihnen ab, nicht zuletzt der soziale Status. Soziale Ungleichheit wird auf vielfältige Weise von den Eltern auf die Kinder übertragen. Die Grundlagen dafür mögen zum Teil genetisch vorgegeben sein, sie werden aber jedenfalls frühzeitig über die unmittelbare Umwelt mit in die Wiege gelegt – etwa über die Komplexität von Interaktionen oder sprachlichen Regeln, an denen die heranwachsenden Kinder sich bilden und einen „Habitus“ herausbilden – und später im Bildungsund Erwerbssystem verfestigt, so dass Kinder im Ergebnis typischerweise auf ähnlichen relativen Positionen im Gefüge der sozialen Ungleichheit anzutreffen sind wie zuvor ihre Eltern. Schichtungs-, Mobilitäts-, Bildungs- und Sozialisationsforschung haben die Bedeutung dieser biographisch „frühen“ Vererbung sozialer Ungleichheit hinreichend belegt, die trotz aller Betonung von Chancengleichheit, Eigenleistung und Individualität nach wie vor durchschlägt (vgl. zum Beispiel Erikson, Goldthorpe 1992; Scherer et al. 2007; für Deutschland jüngst Habich, Noll 2008: 180ff.).
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Kohli, M., Künemund, H. (2009). Verschärfen oder verringern Erbschaften die soziale Ungleichheit?. In: Nissen, S., Vobruba, G. (eds) Die Ökonomie der Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91602-6_6
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