Die arbeits- und industriesoziologischen Studien, die im vorangegangenen Kapitel diskutiert wurden, beleuchten nur eine Seite desjenigen Zusammenhangs, der im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht. Zwar gehörte es zu den ausdrücklichen Ansprüchen der Bewusstseinsstudien und zumeist auch der nachfolgenden subjektorientierten Ansätze, zwischen den Orientierungen und Deutungen der Beschäftigten einerseits und den „objektiven Bedingungen“ des Lohnarbeitsverhältnisses und der Arbeitssituation andererseits zu vermitteln. Dies geschah allerdings kaum unter Bezug auf die konkreten leistungspolitischen Anforderungsstrukturen, Instrumente und Praktiken im Betrieb. Die Leistungsorientierungen blieben somit begrifflich weitgehend kontext- und bezugslos – nicht zuletzt daraus erklärt sich das Erstaunen so mancher der Bewusstseinsstudien über die vorgefundene empirische Relevanz des Leistungsprinzips in den Vorstellungen der Beschäftigten, für die keine rechte Erklärung gefunden werden konnte. Zudem blieb die Frage normativer Orientierungen hinter dem lange Zeit dominanten Instrumentalitätstheorem, das Beschäftigtenhandeln als zweckorientiert, moralisch unengagiert und emotional distanziert konzeptualisierte, verborgen (2.1). In den 1980er und 1990er Jahren trat zwar die normative Dimension von Leistung stärker in den Fokus der Studien. Mit der Entfernung der Subjektivitätsforschung vom industriesoziologischen Mainstream und dessen Fokussierung auf subjektferne Themen hat sich das Vermittlungsproblem dagegen eher noch verschärft. In den Studien zur Arbeiteridentität werden Leistungsvorstellungen erklärt als Produkt biographischer Aufschichtungen und längerfristig angelegter Strukturierungsprozesse von Deutungen und Erfahrungen, als Bestandteile ganzheitlicher Sinnmuster, die in umfassende „Lebensperspektiven“ (Brock 1989) eingebettet sind. Weniger an Sinn denn an Praxis orientiert, aber ähnlich hinsichtlich der Frage der Tiefe und Stabilität der Muster, betrachtet der Ansatz der „Alltäglichen Lebensführung“ Leistungsorientierungen als ein Element eines umfassenden habitualisierten Systems von Lebenskalkülen und -praktiken (2.2). Der Arbeitskraftunternehmerstudie kommt das Verdienst zu, beide Perspektiven – diejenige der Beschäftigtenorientierungen und diejenige der betrieblichen (Re-)Organisation – wieder einander angenähert zu haben. Gleichwohl bleibt auch hier der Bezug auf Leistungspolitik als betriebliche Strategie und als Handlungspraxis der Beschäftigten vage (2.3).
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Menz, W. (2009). Die Legitimation leistungspolitischer Herrschaft – Perspektiven im Anschluss an Marx, Foucault und Weber. In: Die Legitimität des Marktregimes. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91589-0_3
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