Lebenslanges Lernen als Regierungsprogramm zu bezeichnen, verweist auf zweierlei. Die Rede vom lebenslangen Lernen bestimmt seit Mitte der 1990er Jahre für etwa acht Jahre den bildungspolitischen Diskurs. Im Anschluss an das Europäische Jahr des lebenslangen Lernens 1996 hat sie sich auch zu einer zentralen Argumentationsfigur im deutschen bildungspolitischen Diskurs entwickelt. Zwischen 1996 und 2004 wird – ausgehend von variierenden Beschreibungen gesellschaftlicher Problemlagen – die Notwendigkeit lebenslangen Lernens aller Gesellschaftsmitglieder in unzähligen Varianten begründet und wiederholt. Aktivitäten auf nationaler Ebene spielen hierfür eine zentrale Rolle, obwohl die Gestaltungsmöglichkeiten aufgrund des deutschen Bildungsföderalismus äußerst begrenzt sind. Der Widerspruch zwischen politisch gewollter institutionalisierter Machtlosigkeit einerseits und ausufernder Produktion von bildungspolitischen Verlautbarungen, Expertisen, Empfehlungen, Aktionsprogrammen, Positionsund Kommissionspapieren sowie Forschungs- und Entwicklungsprogrammen andererseits erscheint erklärungsbedürftig.
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Rothe, D. (2009). Lebenslanges Lernen als Regierungsprogramm: Der deutsche bildungspolitische Diskurs in gouvernementalitätstheoretischer Perspektive. In: Alheit, P., von Felden, H. (eds) Lebenslanges Lernen und erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91520-3_6
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