Wenn man sich noch einmal die Liste der im vorigen Kapitel aufgeworfenen Problemlagen anschaut, stellt sich die Frage, von welchem theoretischen Ansatz ausgehend die größten Chancen bestehen, eine möglichst umfassende, im Kern soziologische Theorie des Gedächtnisses zu entwickeln. Ein verführerisches Angebot hierfür haben sicher Praxistheorien zu bieten, wie sie hier schon am Beispiel von Pierre Bourdieu kurz vorgeführt worden sind. Hier hat man es am ehesten mit einem integrativen Theorieangebot zu tun, dass konzeptionell zu all den hier vorgeführten Problemlagen etwas beizutragen hätte und dazu auch noch einen direkten Anschluss an die kulturwissenschaftlichen Forschungen zum Gedächtnis (am Beispiel der Assmanns stellvertretend vorgeführt) bieten kann, da die Praxistheorien aus dem Kontext der Kulturtheorien stammen.174 Im folgenden soll kurz begründet werden, warum diese Arbeit größtenteils einen anderen Weg wählen wird, der in dem Versuch einer Kombination möglichst differenter und doch auf bestimmte Weise wechselseitig anschlussfähiger Theorien bestehen wird, deren jeweils einzelne Perspektive den Praxistheorien in spezifischer Weise unterlegen ist, die aber in der Kombination einen größeren Bereich detailgenauer ausleuchten können. Vor allem das Problem der Trennungen und der damit verbundenen Eigengesetzlichkeiten des Sozialen, Psychischen und Physischen kommt beispielsweise bei Bourdieu zu wenig in den Blick. Die Brisanz der Gedächtnisthematik entstammt aber primär der Frage nach den Verbindungen unter der Voraussetzung der Trennung, die von den Praxistheorien systematisch unterlaufen wird.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Schmitt, M. (2009). Trennungen – Was leistet die systemtheoretische Perspektive auf das Gedächtnis?. In: Trennen und Verbinden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91500-5_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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