Auszug
Konstruktivistische Theorien werden heute interdisziplinär diskutiert (vgl. Gers-tenmaier & Mandel 1995). Grundsätzlich gehen diese Theorien — in Abgrenzung von der Theorie des Empirismus, wonach Erkenntnis auf bloßer Erfahrung einer objektiv gegebenen Wirklichkeit beruht — davon aus, dass es keine absolute, objektive, Wirklichkeit gibt. Wie wir die Welt wahrnehmen, ist vielmehr subjektabhängig. Erkenntnis ist somit Konstruktion des Subjekts, welche auf der subjektiven Erfahrung und Wahrnehmung bzw. Interpretation der Welt basiert. Damit wird die klassische Trennung zwischen Subjekt und Objekt aufgehoben; Objektivität und subjektunabhängige Erkenntnis gelten in der Theorie des Konstruktivismus als unmöglich. Dies stellt den Blick auf die Lern- und Aneignungsprozesse für die „Weitergabe“ des Wissens in den Mittelpunkt des Interesses. Der Konstruktivismus zählt zu den Erkenntnistheorien, d. h., er beschäftigt sich damit, wie das Subjekt zu Wissen bzw. Erkenntnis gelangt. Konstruktivistische Lerntheorien betonen unter dem Einfluss der sozialkonstruktivistischen Theorieansätze einen dialogischen Bezug zwischen Lernenden und Lehrenden, womit den sozialen Interaktionsprozessen für die Konstruktionsleistungen der Individuen bzw. deren „Weltverständnis“ ein zentraler Stellenwert zukommt. Anhand der Interaktionsforschung wird belegt, dass diese Interaktionsprozesse einen besonders effektiven Einfluss auf die Lern- und Entwicklungsprozesse nehmen, wenn alle Interaktionsagentinnen in gleicher Weise in den Prozess involviert sind. Solche Interaktionsprozesse konnten zwischen Erwachsenen und Kindern insbesondere in Projekten beobachtet werden, in welchen sich beide Gruppen als Novizen auszeichnen. Bers et al. (2004) belegen in ihrem „Inter-Action“-Projekt, wie der Lernprozess von Erwachsenen und Kindern durch den wechselseitigen Austausch und durch das konstruktive Verfolgen eines gemeinsamen Ziels bestimmt werden kann. Diese Befunde legen es nahe, Interaktionsprozesse auch in der Erzieherin-Kind-Interaktion bewusst zu nutzen, um Lern- und Entwicklungsprozesse herauszufordern und zu unterstützen. Bevor die Befunde der Interaktionsforschung mit konstruktivistischen Lerntheorien in Bezug gesetzt werden können, gilt es die mit konstruktivistischen Theorieansprüchen verbundenen Implikationen herauszuarbeiten.
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Straka, G. A. & Macke, G. (2002). Lern-Lehr-theoretische Didaktik. Münster: Waxmann.
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(2009). Konstruktivistische Lern-Lehrformen. In: Interaktionsprozesse zwischen Erzieherinnen und Kindern. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91412-1_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91412-1_6
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