Auszug
Mit der Erosion der von Klerus und Adel geprägten Ordnung des Mittelalters, kam es zum Aufstieg des Bürgertums, einem Menschentyp, der dadurch groß werden konnte, „daß er über die Leiche aller religiössittlichen Tradition kühn, mit unheimlicher Überheblichkeit hinwegschritt“.181 Es bildete sich eine „Aristokratie des Talents und des Willens (anstelle der alten der Geburt und des Standes), die zunächst wirtschaftliche und politisch-kriegerische Tüchtigkeit vereint, in der aber noch das ökonomische (bürgerliche) Moment das den Lebensstil im ganzen bestimmende wird.“182 Es kam zur „Entwicklung des Individuums“,183 und damit zum „‚Geniebegriff‘“ als „rein auf die persönliche Kraft und Fähigkeit des Individuums gestellten Selbstbewußtseins, Kraftgefühls und Feingefühls“.184 Aber auch zu einer immensen Steigerung des Lebenstempos, da nicht mehr das „Kontinuum aufeinanderfolgender Geschlechter“ zählte, sondern in der „Kategorie des Individuums und der ihm ‚zugemessenen’ Zeit“ gedacht wurde.185 Mit dieser Geburt des Leistungsdenkens des Bürgertums entstand auch die Humanistische Bewegung, die sich von der mittelalterlichen Kirche abgrenzte. „Jetzt aber tritt der ganzen, wesentlich noch immer geistlichen und von Geistlichen gepflegten Bildung des Mittelalters eine neue Bildung entgegen, die sich vorzüglich an dasjenige hält, was jenseits des Mittelalters liegt. Die aktiven Träger derselben werden wichtige Personen, weil sie wissen, was die Alten gewusst haben, weil sie zu schreiben suchen, wie die Alten schrieben, weil sie zu denken und auch bald zu empfinden beginnen, wie die Alten dachteen und empfanden.“186
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Literatur
Alfred von Martin, Soziologie der Renaissance. Zur Physiognomik und Rhythmik bürgerlicher Kultur. Stuttgart: Enke 1932, S. 19.
Ebd., S. 11.
Jacob Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Elfte Auflage. Leipzig: Kröner 1988, S. 97–124.
Martin, Soziologie der Renaissance, S. 32–33.
Ebd., S. 21.
Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien, S. 145.
Martin, Soziologie der Renaissance, S. 35–36.
Salomon, „Der Freundschaftskult im 18. Jahrhundert in Deutschland“, S. 106.
Vgl. Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien, S. 1–96.
Salomon, „Der Freundschaftskult im 18. Jahrhundert in Deutschland“, S. 106–107.
Ebd., S. 108.
Martin, Soziologie der Renaissance, S. 59.
Salomon, „Der Freundschaftskult im 18. Jahrhundert in Deutschland“, S. 111.
Ebd., S. 107.
Ebd., S. 107.
Ebd., S. 107.
Rickert, System der Philosophie, S. 373.
Vgl. Heinrich Rickert, „Vom System der Werte“. In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur 4, 1913, S. 295–327; Rickert, System der Philosophie.
Rickert, System der Philosophie, S. 360.
Ebd., S. 362.
Ebd., S. 363.
Rudolf Vierhaus, „Bildung“. In: Otto Brunner, Wener Conze und Reinhart Koselleck (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politischsozialen Sprache in Deutschland. Bd. 1 A-D. Stuttgart: Ernst Klett 1974, S. 508–551, hier S. 509.
Reinhard, Koselleck, „Einleitung. Zur anthropologischen und semantischen Struktur der Bildung“. In: Reinhard Koselleck (Hg.), Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert. Teil 2. Bildungsgüter und Bildungswissen. Stuttgart: Klett-Cotta 1990, S. 11–46, hier S. 21.
Salomon, „Der Freundschaftskult im 18. Jahrhundert in Deutschland“, S. 107–108.
Rickert, System der Philosophie, S. 365.
Ebd., S. 365.
Ebd., S. 366.
Ebd., S. 367.
Árpád Szabó, „Kanon“. In: Joachim Ritter und Karlfried Gründer (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 4 I-K. Basel, Stuttgart: Schwabe 1976, Sp. 688–689, hier Sp. 688.
Ernst Robert Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, S. 69.
Vgl. Paul Oskar Kristeller, „Die humanistische Bewegung“. In: Ders., Humanismus und Renaissance, Bd. 1: Die antiken und mittelalterlichen Quellen. München: Fink 1974, S. 11–29; Augusto Campana, „The Origin of the Word ‚Humanist‘”. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 9, 1946, S. 60–73.
Manfred Fuhrmann, Rhetorik und öffentliche Rede. Über die Ursachen des Verfalls der Rhetorik im ausgehenden 18. Jh. Konstanz: UVK 1983, S. 12–13; vgl. Manfred Fuhrmann, Die antike Rhetorik. Eine Einführung. Vierte Auflage. Zürich: Artemis 1995.
Vgl. Michael Rostovtzeff, Gesellschafts-und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt, Bd. 2. Darmstadt: WBG 1955, S. 835–874; Alfred Weber, Kulturgeschichte als Kultursoziologie. Zweite Auflage. München: Piper 1951, S. 158.
Weber, Kulturgeschichte als Kultursoziologie, S. 159.
Fuhrmann, Die antike Rhetorik, S. 42–51.
Marcus Tulius Cicero, Vom Redner. Herausgegeben von Raphael Kühner. München: Goldmann 1960.
Vgl. Hans K. Schulte, Orator. Untersuchung über das ciceronische Bildungsideal. Frankfurt am Main: Klostermann 1935.
Alfons Weische, „Rhetorik, Redekunst“. In: Joachim Ritter und Karlfried Gründer (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 8 R-Sc. Basel: Schwabe 1992, Sp. 1014–1025.
Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien, S. 130.
Ebd., S. 148.
Vgl. ebd., S. 145–149.
Kristeller, „Die humanistische Bewegung“, S. 17.
Vgl. ebd., S. 26.
Vgl. Michel de Montaigne, „Über das Bereuen“. In Ders., Essays. Drittes Buch. Herausgegeben von Hans Stilett. Frankfurt: Eichborn 1998, S. 33–55.
Friedrich Immanuel Niethammer, Der Streit des Philanthropismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungsunterrichts unserer Zeit. Jena: Frommann und Wesselhoft 1808.
Vgl. Hagen Schulze, Kleine deutsche Geschichte. München: DTV 1998, S. 53–83.
Immanuel Kant, „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“. In: Ders., Werke in sechs Bänden. Bd. 6: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik. Herausgegeben von Wilhelm Weischedel. Darmstadt: WBG 1954, S. 53–61, hier S. 53.
Johann Joachim Winckelmann, Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst. Nachdruck der zweiten Auflage. Baden-Baden: Heitz 1962, S. 330.
Curtius, Europäsische Literatur und lateinisches Mittelalter, S. 68.
Salomon, „Der Freundschaftskult im 18. Jahrhundert in Deutschland“, S. 113.
Ebd., S. 110.
Ebd., S. 108.
Rickert, System der Philosophie, S. 365.
Ebd., S. 366.
Ebd., S. 369.
Ebd., S. 367.
Ebd., S. 368.
Ebd., S. 368.
Vierhaus, „Bildung“, S. 515.
Johann Gottfried Herder, „Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit“. In: Ders., Schriften zu Philosophie, Literatur, Kunst und Altertum 1774–1787. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 1994, S. 9–107.
Vierhaus, „Bildung“, S. 516.
Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre. Herausgegeben von Günther Fetzer. München: DTV 1977, S. 311.
Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, S. 454.
Niethammer, Der Streit des Philanthropismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungsunterrichts unserer Zeit, S. 76.
Ebd., S. 77.
Koselleck, „Einleitung“, S. 16–17.
Die kontrapräsentische Funktion des Mythos geht von „Defizienz-Erfahrungen der Gegenwart“ aus und „beschwört in der Erinnerung eine Vergangenheit, die meist die Züge eines Heroischen Zeitalters annimmt“. Vgl. Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München: C.H. Beck 1992, S. 79.
Vgl. ebd., S. 78–83.
Salomon, “Der Freundschaftskult im 18. Jahrhundert in Deutschland“, S. 108.
Ebd., S. 107.
Simmel attestiert dem schriftlichen Verkehr ebenfalls eine besondere Form der Nähe und Entferntheit. „Drückt man dies an den Kategorien der Freiheit und der Gebundenheit aus, die der Empfangende gegenüber den Äußerungen besitzt: so ist sein Verständnis in Bezug auf ihren logischen Kern durch den Brief gebundener, in Bezug auf ihren tieferen und persönlichen Sinn aber freier, als gegenüber der Rede.“ Daher kann das Schreiben des Humanisten nur dann Sinn machen, wenn er sich ganz darin ausdrückt, ansonsten würde es seinen Zweck verfehlen. Vgl. Simmel, Soziologie, S. 423.
Salomon, „Der Freundschaftskult im 18. Jahrhundert in Deutschland“, S. 107.
Ebd., S. 113.
Simmel, Soziologie, S. 47.
Ebd., S. 49 u. 48.
Ebd., S. 49–50.
Ebd., S. 50; Hervorhebung CH.
Ebd., S. 50.
Ebd., S. 732.
Vgl. Danto, Die Verklärung des Gewöhnlichen, S. 204.
Ebd., S. 255; Hervorhebung CH.
Ebd., S. 255.
Ebd., S. 256.
Ebd., S. 261.
Ebd., S. 259.
Vgl. Aristoteles, Werke Bd. 4: Rhetorik. Halbband 1. Darmstadt: WBG 2002, S. 72–128.
Vgl. Wagner, Eine Geschichte der Soziologie, S. 28–29.
Giovanni Battista Vico, Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker. Teilband 2. Hamburg: Meiner 1990, S. 192; Siehe auch Karl Löwith, „Vicos Grundsatz: verum et factum convertuntur. Seine theologische Prämisse und deren säkulare Konsequenzen“. In: Ders., Sämtliche Schriften Bd. 9: Gott, Mensch und Welt — G.B. Vico — Paul Valéry. Herausgegeben von Henning Ritter. Stuttgart: Metzler 1986, S. 195–227.
Vico, Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker 2, S. 189.
Vgl. Vico, Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker 2, S. 192.
Löwith, Weltgeschichte und Heilsgeschehen, S. 128.
Vico, Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker 2, S. 171.
Vgl. Vico, Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker 2, S. 492–567; Giovanni Battista Vico, Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker. Teilband 1. Hamburg: Meiner 1990, S. 48–49.
Siehe hierzu näher Benedetto Croce, Die Philosophie Giambattista Vicos. Übersetzt von Erich Auerbach. Tübingen: Mohr 1927; Eric Voegelin, „Giambattista Vico — La sciencia nuova“. In: Ders., History of Political Ideas Bd. 6: Revolution and the New Science. The collected Works of Eric Voegelin Bd. 24. Herausgegeben und eingeleitet von Barry Cooper. Columbia, London: University of Missoury Press 1998, S. 82–148.
Hans Blumenberg, Paradigmen zu einer Metaphorologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1998, S. 10.
Ebd., S. 11.
Salomon, „Der Freundschaftskult im 18. Jahrhundert in Deutschland“, S. 113.
George Lakoff und Mark Johnson, Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern. München: Carl-Auer 1997. S. 31–34.
Cervantes, Der scharfsinnige Ritter Don Quixote von der Mancha, S. 25.
Ebd., S. 26.
Ebd., S. 27.
„[E]in Name, der seines Bedünkens stolz und voll genug klang und bezeichnete was es vordem gewesen war, nämlich den gemeinen Klepper, während es jetzt bestimmt war, allen Rossen der Welt voranzuschreiten.“ Dem liegt ein Wortspiel zu Grunde: rocin = der Klepper und antes = zuvor und voraus. Vgl. ebd., S. 30.
Ebd., S. 31.
Simmel, „Das Abenteuer“, S. 171–172.
Vgl. ebd., S. 175.
Cervantes, Der scharfsinnige Ritter Don Quixote von der Mancha, S. 35.
Vgl. Danto, Die Verklärung des Gewöhnlichen, S. 255.
Cervantes, Der scharfsinnige Ritter Don Quixote von der Mancha, S. 36.
Ebd., S. 40–41.
Ebd., S. 39.
Ebd., S. 43.
Ebd., S. 49.
Ebd., S. 53.
Ebd., S. 55.
Vgl. ebd., S. 56–57.
Vgl. Alfred Schütz, „Don Quijote und das Problem der Realität“. In: Ders., Alfred Schütz Werkausgabe Bd. V.1: Theorie der Lebenswelt 1. Die pragmatische Schichtung der Lebenswelt. Herausgegeben von Martin Endreß und Ilja Srubar. Konstanz: UVK 2003, S. 289–323.
Martin Endreß und Ilja Srubar, „Don Quijote und das Problem der Realität. Editorischer Bericht“. In: Alfred Schütz, Alfred Schütz Werkausgabe Bd. V.1: Theorie der Lebenswelt 1. Die pragmatische Schichtung der Lebenswelt. Herausgegeben von Martin Endreß und Ilja Srubar. Konstanz: UVK 2003, S. 285–287, hier, S. 285.
Salomon, Don Quixotte’s social Mission. MS. Alfred Schütz Nachlass: Sozialwissenschaftliches Archiv der Universität Konstanz, S. 4 (M4).
Ebd., S. 9 (M8).
Ebd., S. 10 (M9).
Ebd., S. 10 (M9).
Ebd., S. 11 (M9).
Ebd., S. 11 (M10).
Ebd., S. 12 (M10).
Ebd., S. 12 (M11).
Ebd., S. 13 (M12).
Ebd., S. 15 (M13).
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(2009). Die humanistische Lebensform. In: Humanismus als Lebensform. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91367-4_3
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