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Familienpolitik und Ernährermodell im deutschen Wohlfahrtsstaat

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Book cover Familie im Umbruch
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Auszug

„Das Objekt der Familienpolitik ist die Familie“ (Dienel 2002: 11). Danach steht am Anfang die Frage, wie Familie an sich zu definieren ist, da sie keine „quasi von Natur“ aus gegebene Sozialform darstellt (Gerlach 2004: 37). Ganz im Gegenteil ist die Familie eine „historisch bedingte Sozialform“, die je nach zeitlicher Epoche unterschiedlichen Strukturen, Funktionen und Rolleninhalten unterliegt und sich im Kontext des sozialen Wandels von Gesellschaften als variable Institution gezeigt hat (Gerlach 2004: 37). Auch in der heutigen Zeit existiert keine einheitliche Definition des Begriffs Familie.

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Literatur

  1. Dabei zeigen sich allerdings erhebliche Unterschiede zwischen Ost-und Westdeutschland: 66 % der westdeutschen Kinder, aber nur 44 % der ostdeutschen Kinder wuchsen im Jahr 2005 in einer traditionellen Familie mit verheirateten Eltern und mindestens einem weiteren Geschwisterteil auf (Statistischen Bundesamtes 2006a).

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  2. Betrachtet man die Motive europäischer Staaten, Familien in der Ausführung der gesellschaftlichen Grundfunktionen zu unterstützen, zeigt sich der Querschnittscharakter des Policy-Bereichs. Es lassen sich im Wesentlichen vier Teilmotive identifizieren: das bevölkerungspolitische, das emanzipatorische, das sozialpolitische und das familial-institutionelle Motiv (ausführlich zu den Motiven von Familienpolitik vgl. Gerlach 2004: 114–120; auch Dienel 2002: 35–61).

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  3. Beispielsweise nahmen in der unmittelbaren Nachkriegszeit relativ viele Mütter eine Teilzeitbeschäftigung an, so dass Vorstellungen über erwerbstätige Mütter durchaus nicht ungewöhnlich waren. Allerdings stand diese Entwicklung Strömungen gegenüber, welche die Ansicht vertraten, dass Mütter grundsätzlich eine Erwerbstätigkeit aufgeben sollten, sobald Kinder geboren wurden und bis zur Vollendung der Schulzeit der Kinder ausschließlich für die Erziehungsarbeit zuständig sein sollten (Myrdal/ Klein 1960). Die Idee eines männlichen Familienernährermodells wurde allerdings auch schon von Gesellschaftstheoretikern des späten 19. Jahrhunderts als ein Ideal propagiert. Als Begründung wurde in diesem Zusammenhang die unterschiedliche Konstitution von Männern und Frauen angeführt, die im Rahmen des Fortschritts eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung erfordern würden. Diese Sicht wurde von männlichen Gewerkschaften wie auch den Frauen selbst geteilt und ist aus damaliger Perspektive wenig überraschend, da Frauen der Arbeiterklasse häufige Schwangerschaften durchlebten und gleichzeitig schwere Hausarbeit zu leisten hatten. Erst mit der Möglichkeit der Geburtenkontrolle und der zunehmenden Verfügbarkeit von moderner Haushaltstechnologie gewann die Erwerbsarbeit für Frauen an Bedeutung (Lewis 2003: 30).

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  4. Vgl. hierzu ausführlich Leitner (2003: 359–375) und Opielka (2004: 112–116).

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  5. Subsidiaritäts-und Solidaritätsprinzip bilden grundlegende Elemente des deutschen sozialen Sicherungssystems. Das Subsidiaritätsprinzip geht auf die katholische Soziallehre des 19. Jahrhunderts zurück (päpstliche Sozialenzyklika von 1891) und stellt darauf ab, dass die Selbstvorsorge Priorität vor der Fremdhilfe hat (Sachße 2003).

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  6. Dingeldey (2000: 14ff.; 1999; 2002) unterscheidet zwei Typen von Steuersystemen in den verschiedenen Ländern Europas, die individualisierten Steuersysteme und die Systeme der gemeinsamen Eheoder Familienbesteuerung. Bei den individualisierten Steuersystemen ist das individuelle Einkommen Grundlage für die Berechnung der Steuerabgaben. Es gilt ein vom Familienstand und vom Einkommen des (Ehe-)Partners unabhängiger einheitlicher Steuersatz. Bei der Familienbesteuerung (Ehegatten-Splitting) ist die Steuereinheit immer das verheiratete Paar. Das Einkommen der Ehepartner wird gemeinsam veranlagt, d.h. es wird erst addiert und dann wieder durch zwei geteilt. Auf jeweils eine Hälfte wird der Steuertarif festgelegt und wieder verdoppelt. Das Ergebnis ist die Steuerlast des Ehepaares beziehungsweise des Haushaltes. Die Familienbesteuerung (Familiensplitting) berücksichtigt die Zahl der Kinder in der Familie, indem das Familieneinkommen durch die Anzahl aller Haushaltsangehörigen geteilt wird. Anschließend wird der entsprechende Steuertarif festgelegt und wieder mit der Anzahl der Haushaltsangehörigen multipliziert.

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  7. Die spezifischen Geschlechter-Arrangements in den verschiedenen Ländern unterscheiden sich zwar voneinander in Hinsicht auf die Ausrichtung der Wohlfahrtsstaaten, der tatsächlichen Geschlechterdemokratie innerhalb der Institutionen und der privaten Wirtschaft sowie der jeweiligen kulturellen Leitbilder, dennoch kann in allen europäischen Gesellschaften eine Erosion des Ernährermodells und eine Modernisierung des Geschlechterverhältnisses beobachtet werden (Auth 2002: 18).

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  8. Die zusammengefasste Geburtenziffer (durchschnittliche Anzahl der Geburten je Frau im Alter zwischen 15 und 50 Jahren) erreichte 1994/95 mit ca. 1,34 in den alten Bundesländern beziehungsweise 0,77 in den neuen Bundesländern und Berlin-Ost einen historischen Tiefstand und stagniert bis heute auf diesem Niveau (Statistisches Bundesamt 2006a). Kein anderer EU-Mitgliedsstaat dokumentiert seit einem derart langen Zeitraum (ziemlich genau seit 1975) einen fortdauernden „Überschuss“ an Gestorbenen wie die Bundesrepublik. Die deutsche Bevölkerungsentwicklung verfügt damit im internationalen Maßstab über einen einmaligen Stand und bezieht ihre statistische Schlusslichtposition derweil hauptsächlich aufgrund der extrem niedrigen so genannten „Nettoreproduktionsraten“ in den neuen Bundesländern. Folge dieser Entwicklung ist, dass langfristig eine so genannte „natürliche“ Stabilisierung der Bevölkerungszahl erschwert ist oder auch nicht mehr möglich sein wird.

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  9. Zur Terminologie der Bezeichnung „Vereinbarkeitsmodell“ und „modernisierte Versorgerehe“ vgl. Pfau-Effinger (2000; 1998).

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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2009). Familienpolitik und Ernährermodell im deutschen Wohlfahrtsstaat. In: Familie im Umbruch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91362-9_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91362-9_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-16264-5

  • Online ISBN: 978-3-531-91362-9

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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