Auszug
Bereits die mittels Codebaum (vgl. Kap. 7) herausgefilterte formale Diskursordnung mit den Hauptkategorien Wissensbestände, Wissensformen, Sprecherpositionen, Diskurskontrollen und Strategien hat darauf hingewiesen, dass das untersuchte Internetforum eine spezifische Art und Weise des Diskutierens ermöglicht, die sich von anderen, interdiskursiven Debatten rund um das Thema Bioethik (z.B. in Zeitungen, im Fernsehen, auf öffentlichen Veranstaltungen) deutlich unterscheidet. Die anschließende Auseinandersetzung mit wissenssoziologischer Theorie (vgl. Kap. 8) führt dazu, die empirische Untersuchung zu fokussieren und die Kategorie der Wissensformen in den Mittelpunkt zu rücken. Die Grundannahme ist, dass verschiedene Diskurstypen auch unterschiedliche Typen von Wissen hervorbringen. In einem Spezialdiskurs hat man es also mit Spezialwissen zu tun, im Interdiskurs mit interdiskursivem Wissen und im Alltagsdiskurs mit Alltagswissen — so lautet das theoretische Postulat. Es erscheint plausibel, dass in einem vergleichsweise wenig regulierten Qnlineforum insbesondere der Erkenntnisstil des Alltags größere Chancen hat, sich zu zeigen, als etwa im institutionellen Umfeld einer wissenschaftlichen Disziplin oder einer Zeitungsredaktion. Das Ziel der nachfolgenden Arbeitsschritte ist also, eine Differenzierung des Datenmaterials auf der Grundlage empirisch messbarer Merkmale von Wissensformen zu ermöglichen. Die Tatsache, dass wir es bei dem Korpus überwiegend mit ‚alltagsgesättigten‘ Äußerungen zu tun haben, lenkt den Blick auf den Erkenntnisstil des Alltagswissens. Seine Merkmale werden im Vergleich mit dem Spezialwissen untersucht.182
Die empirische Analyse des interdiskursiven Wissens bleibt Kap. 10 vorbehalten.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Es sei an Links (2005, 86) Definition des Spezialwissens erinnert: „Die Logik der Wissens Spezialisierung zielt [.] tendenziell auf Eindeutigkeit, spezielle Definition der Begriffe, Dominanz der Denotation und möglichst Beseitigung aller Uneindeutigkeiten und Konnotationen […].“
Zum Spezialwissen, das hier als Idealtypus dargestellt wird, ist einschränkend hinzuzufügen: Für „‚generelle ‘(Inter-)Diskurse der ‚öffentlichen Meinung‘“ (Link 2005, 92) gelten andere Regeln als für spezialdiskursive Aussagen, die im institutionellen Rahmen der Wissenschaft auftreten.
p <.01 und |r| >.22. Der Korrelationskoeffizient „r“ gibt die Größe des statistischen linearen Zusammenhangs wieder. Der Koeffizient liegt zwischen +1 und −1 (vgl. Diekmann 2000, 203).
Rights and permissions
Copyright information
© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
(2009). Die Macht des Wissens in „1000fragen.de“ — Eine wissenssoziologische Analyse. In: Das Wissen der Leute. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91361-2_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91361-2_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15664-4
Online ISBN: 978-3-531-91361-2
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)