Auszug
Der Staat, der sich in der Geschichte als moderne Form einer Herrschaftsordnung gegen alternative Formen durchgesetzt hat, wurde schon oft totgesagt. Im Zeitalter der Globalisierung wurden wieder Prognosen verkündet, nach denen mit einem Niedergang des Staates, einem Souveränitätsverlust oder gar dem Ende der Staatlichkeit zu rechnen war. Gemeint war dabei immer der moderne Staat, also der demokratische Verfassungs- und Wohlfahrtsstaat.
Obgleich dies nicht im Einzelnen nachgewiesen werden kann, hatte die Zusammenarbeit mit Georg Simonis im Hagener Institut für Politikwissenschaft erheblichen Einfluss auf den vorliegenden Artikel. Gemeinsam haben wir die Profilbildung des Instituts auf eine politikwissenschaftliche Thematik verwirklicht, die wir mit dem Begriff „Governance“ beschrieben haben. Georg Simonis hat dabei maßgeblich unser Governance-Verständnis beeinflusst, das die Zusammenhänge zwischen der „Veränderung von Staatlichkeit“ und nationalen sowie internationalen gesellschaftlichen Entwicklungen erfasst. In seinen eigenen Forschungen untersuchte er diesen Zusammenhang nicht abstrakt, sondern für konkrete Aufgabenfelder. Schon bevor wir über Governance sprachen, hat er damit eine Perspektive entwickelt, die auf die Interaktionsverhältnisse zwischen konkreten staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren zielt. Seine Analysen waren dabei immer theoretisch fundiert und in empirischer Hinsicht viel gründlicher als diejenige, die ich im vorliegenden Beitrag darlege. Bei aller wissenschaftlichen Kooperation und Kommunikation bleibt jeder Autor für die Mängel seiner eigenen Arbeit verantwortlich. Das gilt auch für diesen Artikel.
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Benz, A. (2008). Der Staat als politisches Projekt — eine theoretische Skizze. In: Bröchler, S., Lauth, HJ. (eds) Politikwissenschaftliche Perspektiven. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91179-3_5
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