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Auszug

Die letzten Jahre der Schulpflicht fallen zusammen mit dem Beginn der Adoleszenz, einem i.d.R. als „krisenhaft“ gesehenen Lebensabschnitt. Aus Kindern werden Jugendliche. Mit der Lebensphase wird so gleichzeitig ein sozialer Status beschrieben.

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Literatur

  1. „... die Spezialisierung, die unsere Berufe und unsere Kultur überhaupt charakterisiert, ist ganz und gar männlichen Wesens. Denn sie ist keineswegs etwas bloß Äußerliches, sondern ist nur möglich durch die tiefste psychologische Eigenart des männliches Geistes: sich zu einer ganz einseitigen Leistung zuzuspitzen, die von der Gesamtpersönlichkeit differenziert ist, so dass das sachlich-spezialistische Tun und die subjektive Persönlichkeit, jedes gleichsam ein Leben für sich leben“. Das „weibliche Wesen“ dagegen könne in einer solchen „Sonderung der Einzelbewährung von dem Ich und seinen Gefühls-und Gemütszentren“ nicht existieren: „Die ganze Tiefe und Schönheit des weiblichen Wesens, durch die es vor dem männlichen Geiste als seine Erlösung und Versöhnung steht, gründet sich in dieser Einheitlichkeit, diesem organischen, unmittelbaren Zusammenhang der Persönlichkeit mit jeder ihrer Äußerungen, dieser Unteilbarkeit des Ich, die nur ein Alles oder Nichts kennt. Die wunderbare Beziehung, die die weibliche Seele noch zu der ungebrochenen Einheit der Natur zu haben scheint und die die ganze Formel ihres Daseins von dem vielspältigen, differenzierten, in der Objektivität aufgehenden Mann scheidet — eben diese trennt sie auch von der auf sachlicher Spezialisierung ruhenden Arbeit unserer Kultur“ (Simmel 1902, 162).

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  2. Als paradigmatisch für diese Trennung kann etwa die Entwicklung von Professionen als „männliche Expertenberufe“ und „Semiprofessionen“ als (weibliche) Zuarbeiterberufe gesehen werden (Gildemeister/ Robert 2000). Für die Entwicklung im Bereich der Medizin: Wetterer 2003.

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  3. Die Berufsberatung ist Teil der Arbeitsverwaltung, also eine staatliche und gleichzeitig bürokratische Organisation. Sie wird korporativ vom Staat, den Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften verwaltet, der staatliche Einfluss wird eben damit begründet, dass zu den Hauptaufgaben der Arbeitsverwaltung neben Arbeitsvermittlung auch die Berufsberatung gehört. Seit 1998 besteht kein Beratungsmonopol mehr, inzwischen gibt es auch private Institute, die gegen Entgeld Berufsberatung anbieten. Am Beratungsalltag in den Arbeitsagenturen hat das aber offensichtlich wenig geändert (Ostendorf 2005, 234).

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  4. Über die Hälfte der westdeutschen Mädchen in Jungenberufen befand sich in nur 8 der 186 Berufe, die 1977 zu „Jungenberufen“ zählten. In einigen Berufen habe es sogar einen regelrechten „Geschlechtswechsel“ gegeben, so sei Schriftsetzer/in 1977 noch ein Jungenberuf gewesen, mittlerweile sind 42% der Auszubildenden Mädchen. Auch die Konditorin ist mit einem Mädchenanteil von 62% zu einem weiblich dominierten Beruf geworden. In erster Linie — so die Zusammenfassung bei Ostendorf — haben Mädchen Zugang zu Berufen gefunden, die an Attraktivität verloren haben, und in denen die Ausbildung wenig oder nichts kostet (Ostendorf 2005, 129).

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  5. Nach der Untersuchung von Ostendorf erwiesen sich Berufsberater/innen nur wenig über die Anforderungen in Berufen informiert. Arbeitswissenschaftliche Studien kommen hinsichtlich der immer wieder als zentral eingebrachten Differenz der Körperkraft zu dem Ergebnis, dass einige Berufe wie etwa der der Industriemechanik-Betriebstechnik (ehemals: „Betriebsschlosser“) aufgrund der hier üblichen hohen körperlichen Belastung für Mädchen und Frauen nicht zu empfehlen sind. Sie sehen aber etwa im gesamten Bereich der Elektroberufe im Hinblick auf die Einsetzbarkeit von Frauen kaum Einschränkungen, da keine extremen körperlichen Belastungen wie etwa lang andauernde, schwere Halte-und Hebearbeiten anfallen. Einige der durch die Berufberater/innen erfolgenden Nennungen und Zuordnungen wirken vor diesem Hintergrund erstaunlich: „Warum Industrieelektroniker/in-Produktionstechnik tendenziell eher für Jungen und Fachkauffrau/mann für Bürokommunikation eher für Mädchen geeignet sein soll, müsste mir erst einmal jemand erklären: Gemeinsam haben beide Berufe, dass die Arbeitsplätze sauber sind und beide Berufe meist im Sitzen ausgeübt werden. Problematisch wird es, wenn einem Mädchen zum Beruf Industriemechaniker/in-Betriebstechnik zugeraten wird. 71,9% der Beratungskräfte meinen, dass Mädchen dafür prinzipiell geeignet seien. Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen in diesem Beruf körperlich überfordert werden, ist sehr hoch“ (Ostendorf 2005, 447).

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  6. In der Broschüre des „Informationszentrums Zahngesundheit, eine Einrichtung der Zahnärzteschaft-BW“ wird von vornherein der Beruf als „Zahnarzthelferin“ benannt, also explizit nur die feminine Form der Berufsbezeichnung verwendet. Hier liegt die „Vergeschlechtlichung“ noch einmal sehr viel offener zu Tage als im Berufe-net Eintrag, der sich systematisch um Neutralisierung bemüht, aber der spezifischen Verknüpfung von Beruf und Person dann doch wieder Rechnung trägt (Maier 2005, 48ff).

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  7. Auch hier ist die von der Berufsorganisation herausgegebene Informationsbroschüre über „moderne Berufe der Gebäude-und Energietechnik“ bereits im Ansatz sehr viel deutlicher vergeschlechtlicht als der Berufe-net Eintrag (Maier 2005, 84ff.).

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  8. Dazu ebenfalls ein Beispiel: Der Einzelhandel ist ein Tätigkeitsbereich, der hochgradig geschlechtersegregiert ist, zum einen horizontal nach Fachgebieten, zum anderen vertikal nach Berufspositionen und Karriereperspektiven. Junge Frauen machen immer wieder die Erfahrung, dass ihre Mühen, sich in die Laufbahnstrukturen des Einzelhandels einzuklinken, nicht weiterführen: „Als Frau hat man sowieso unheimliche Schwierigkeiten, da weiter zu kommen. Und ich hab’ gearbeitet, und ich hab mir den Arsch aufgerissen, aber Männer, die Männer sind so an mir vorbeigelaufen. Das ging ja nicht nur mir so“. Eine andere: „Die Firma F. hat glaube ich 5000 Mitarbeiter... jetzt kenne ich keine einzige Frau dieser Firma, die da die Karriereleiter hochgestiegen ist“ (Zinn 2000, 42). Die beiden Frauen ziehen daraus aber unterschiedliche Konsequenzen: Die erste sucht eine besser bezahlte Stelle in einem anderen Tätigkeitsbereich, sie wechselt in den öffentlichen Nahverkehr und wird Straßenbahnfahrerin, ein Beruf, der ihr eine geringere Arbeitsbelastung bei höherem Einkommen verspricht. Die andere versucht, durch den Erwerb weiterer Bildungsressourcen ihren Anspruch auf eine attraktive und gut bezahlte Tätigkeit doch noch zu verwirklichen und hält ihre Karriereambitionen aufrecht.

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  9. Als grundlegende Unterscheidungspraxis ist die Geschlechterkategorisierung in allen bekannten Kulturen bekannt, viele Kulturen aber lassen weitere Geschlechter anhand sozialer kultureller Merkmale zu, kennen Misch-oder Restkategorien, in manchen wechselt auch die Klassifikation im Verlauf des Lebenslaufs, z.B. wenn im Kindesalter die Geschlechterbestimmung noch nicht relevant ist und bei Frauen z.B. zwischen dem gebärfähigen Alter und dem nicht-mehrgebärfähigen Alter sozial unterschieden wird (vgl. Kessler/ McKenna 1978 sowie Landweer 1994).

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  10. Wie subtil diese soziale Dimension wirksam wird, ist gerade auch bei der Körpergröße aufweisbar. In Bezug auf „soziale Ungleichheit“ ist der Zusammenhang von sozialer Schicht und Gesundheit allgemein anerkannt, das Maß der Körpergröße als Indikator für „Kollektiven Wohlstand“ ist dagegen vergleichsweise neu: „Wenn Kinder und Jugendliche ausreichend gesunde sowie abwechslungsreiche und kalorienreiche Nahrung erhalten und es medizinische Rahmenbedingungen ermöglichen, dann wachsen sie auch stärker und erreichen als Erwachsene höhere Körpergrößen. Heute sind Zwanzigjährige fast 10 cm größer als vor 50 Jahren“ (Kriwy et al. 2003, 543). Bei der Untersuchung der Körpergrößen in Deutschland (1998) zeigte sich, dass westdeutsche Männer und Frauen größer sind als ostdeutsche. Seit dem Mauerfall scheinen ostdeutsche Männer aufzuholen, die ostdeutschen Frauen dagegen erfahren keinen durchgängigen Wachstumsschub, sondern nur Mädchen aus oberen (Bildungs-)schichten (ebd., 552).

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  11. Ins Politische gewendet hätte auf den Transparenten der Frauenbewegung nicht allein „Das Private ist politisch“ stehen können, sondern auch die schöne Forderung: „Frauen! Verliebt Euch endlich in jüngere und weniger erfolgsorientierte Männer“ (Hirschauer 2003, 464).

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  12. Es ist diese interaktive Logik, die eine zentrale Grundlage von (sexueller) Belästigung bildet, da Männer es als ihr „Recht“ ansehen, Aufmerksamkeit selektiv auf Frauen zu richten und daraus auch eine Bestätigung der eigenen Männlichkeit zu ziehen. „Unabhängig davon, ob der Mann wirklich am Hofmachen oder allein an der Verführung interessiert ist: Er muss in jedem Fall der Frau mit Aufmerksamkeit nachjagen (...)“ (Goffman 1994, 121). Es werde vom Manne regelrecht gefordert, sich aufzudrängen und „nach überwindung der anfänglich... herrschenden Distanz“ zu trachten. Aus diesem Muster folge quasi automatisch, dass „Frauen chronisch unter ziemlichen ‘Belästigungen’ zu leiden haben“. Frauen sind aber nicht einfach „Opfer“, sondern ein Teil des Musters, da sie in dieser Hinsicht keine klare Linie verfolgten: Ein Teil der Frauen fühle sich belästigt, andere verstehen das gezeigte Interesse auch bei Ablehnung der Interesse zeigenden Person als Zeichen und Maßstab ihrer Attraktivität (Goffman 1994, 156).

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  13. In den letzten 100 Jahren hat sich insbesondere die Wahrnehmung der männlichen Sexualität verändert. Auf dem Hintergrund umfassender Sexualverbote entstand damals das Bild eines nur mühsam im Zaum zu haltenden Naturtriebes, einem ständigen, quälenden Drang, dem junge Männer mehr oder weniger ausgeliefert waren. Frauen wurde Sexualität faktisch abgesprochen, ihr „erstes Mal“ galt aus anderen Gründen als besonderer biografischer Einschnitt. Daran hat sich sicherlich viel geändert, interessanterweise treten diese Bilder dann wieder zutage, wenn es um den Umgang mit Pornographie geht (dazu Wilke 2004).

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  14. Das ist auch ein Problem der Umfrageforschung zur Jugendsexualität: Die einen kommen in Replikationsstudien zu dem Ergebnis einer „zunehmenden Angleichung des sexuellen Verhaltens und der sexuellen Bedürfnisse von Jungen und Mädchen“, andere, vor allem feministisch geprägte Ansätze dagegen betonen, dass Sexualität bei Jugendlichen immer noch von ungleichen Machtverhältnissen geprägt sei, bei Jungen ein Dominanzanspruch und bei Mädchen das Gefühl der Unterlegenheit weit verbreitet seien (im Überblick: Dannenbeck/ Stich 2002, 14).

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  15. In der Werbung für Interviewpartner wurden in dieser Studie Jugendliche mit homo-oder bisexueller Orientierung weder gezielt angesprochen noch systematisch ausgeschlossen. Es hätten sich jedoch keine homosexuellen Interviewpartner gemeldet, drei junge Frauen hätten über bisexuelle Wünsche und Erfahrungen gesprochen (Stich 2005, 163).

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  16. Helfferich widerspricht dieser Entdramatisierung: Für Mädchen habe die Initiation im Rahmen einer festen Beziehung nach wie vor eine zentrale Bedeutung, für Jungen bliebe das Problem „kollektiver Ängste“ bestehen, nämlich Angst vor Versagen und beschämt oder diskreditiert zu werden (Helfferich 2005, 202). Vor dem Hintergrund traditioneller Geschlechterarrangements müssen Jungen das Problem lösen, dass es für sie gilt, sich „sexuell zu bewähren, ohne über entsprechende Erfahrungen zu verfügen; ein Erfahrungsvorsprung gegenüber Frauen ist zu etablieren, der aber nicht ohne die Hilfe von Frauen errichtet werden kann“ (Helfferich 2005, 201). Helfferich identifiziert in der Vielfalt „erster Erfahrungen“ in ihren Interviews mit Männern zwischen 20 und 35 ein „kompliziertes Geflecht von Zuschreibungen von Handlungsinitiative“, wobei diese Kompliziertheit als Ausdruck des skizzierten Dilemmas betrachtet wird.

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  17. Das bedeutet nicht, dass sexuelle Übergriffe, Rücksichtslosigkeit und auch Gewalt auf Seiten der Jungen nicht mehr vorkämen. Einige Mädchen haben durchaus auch von massiven Übergriffen und ihrem eigenen Umgang damit berichtet (vgl. Dannenbeck/ Stich 2001, 101f).

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  18. Das ist auch unter (männlichen) Homosexuellen der Fall und insofern ein Hinweis darauf, dass die Kategorie Geschlecht („Gender“) auch hier unterschwellig große Bedeutung hat. Wilchins schildert eine Szene, in der während einer Versammlung gefragt wird: „Wie viele Männer in diesem Raum sind schwul?“ Alle Hände gehen hoch. „Wie viele Männer in diesem Raum sind passiv?“ Alle Hände gehen runter. Ganz schnell. Dann sehen sich alle an und brechen in Gelächter aus.“ (Wilchins 2006, 31).

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  19. Bislang werden vor allem in der Geschlechterforschung diese Ausdifferenzierungen zwar zur Kenntnis genommen, es werden jedoch kaum konzeptionelle Konsequenzen für die Forschung bzw. für die Theoriebildung daraus gezogen. Das strukturtheoretische und sich historisch verortende Modell einer „doppelten Vergesellschaftung“ von Frauen im Kapitalismus (Becker-Schmidt 1987) wird mit dem Konzept des „doppelten Lebensentwurfs“ unter der Hand oft zu einer neuen „Wesensbestimmung“ von Frauen, einer dem „weiblichen Sozialcharakter“ durchaus analogen „Versämtlichung“ (Hedwig Dohm 1874).

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(2008). Adoleszenz: Berufsfindungsprozesse und Partnersuche. In: Geschlechterdifferenzierungen in lebenszeitlicher Perspektive. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91177-9_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91177-9_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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