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Auszug

Wie das Geschlecht ist auch das Alter eine Relationskategorie. Erscheint „das Weibliche“ erst in der Abgrenzung zum „Männlichen“, so das Alter erst in Abgrenzung zur Jugend. Wenngleich beim Vergleich von Jung und Alt sehr viel mehr messbare Unterschiede sichtbar werden, die stärker als im Fall von Geschlecht auf objektivierbare biologisch-physiologische Differenzen verweisen, bleibt als Gemeinsames der Aspekt der Definition, Zuschreibung und vor allem auch Wertung, der etwa aus einer Jahreszahl — dem Geburtstag — den oder die „Alte(n)“ macht.

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Literatur

  1. Ein Überblick über ethnologische und historische Forschungsbefunde in: S. de Beauvoir 1972, 34–183.

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  2. Das gilt offenbar tendenziell auch für Menschen mit anderer sexueller Orientierung, etwa für homosexuelle Männer. Gerade in homosexuellen Kulturen haben jugendliche Attraktivität und Sexualität einen hohen Stellenwert. Zur Situation älterer homosexueller Männer vgl. Reimann/ Lasch 2006.

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  3. So etwa Sharon Stone in einem Interview vom Februar 2007.

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  4. Die Trennung von Familien-und Erwerbsarbeit hat in dem Kohli’schen Modell der „Institutionalisierung des Lebenslaufs“ keinen expliziten Stellenwert. Arbeiten in der Frauen-und Geschlechterforschung haben dieses Modell deshalb kritisiert, weil die Art und Weise, wie Arbeit verteilt und organisiert wird, ebenso ausgeblendet bleibt wie die Folgen, die damit für Lebensläufe und Biografien verbunden sind (Krüger 1995, Dausien 1996).

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  5. Die Verlängerung der Lebenszeit trägt auch zur internen Differenzierungen der Lebensphase bei, etwa in der Form, dass in der sozialen Gerontologie zwischen „jungen Alten“ und den „Hochbetagten“ unterschieden wird, wobei Frauen bereits bei den über 65jährigen, vor allem aber bei den über 80jährigen die Mehrheit bilden (Baltes et al. 1999, 574, Backes 2004, 397).

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  6. Wurde in Untersuchungen Ende der 90er Jahre und auch in denen zu Beginn des neuen Jahrtausends immer wieder betont, dass die materielle Lage der aktuell alten Menschen im historischen Vergleich im Durchschnitt recht gut ist und kein Grund zur Skandalisierung besteht (Tews 1993, Mayer et al. 1999, Kohli 2000, Tesch-Römer et al 2006), so geht seit einiger Zeit, wie ein Nachrichtensprecher formulierte, „ein Gespenst um in Deutschland“: die Angst vor der Altersarmut. Diese hängt nicht nur mit der Erhöhung des regulären Renteneintrittsalters, sondern auch mit den veränderten Erwartungen an und Konzepten für das Alter zusammen.

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  7. In der Berechnung von Kaufmann (2005) kamen im Jahr 2000 auf hundert 20-60jährige 43 Senioren, im Jahre 2050 werden es 95 sein, also mehr als das Doppelte (Kaufmann 2005, 46). In der öffentlichen Diskussion wird mit der Problematisierung dieser demografischen Entwicklung einerseits ein Bild entworfen, in dem alte Menschen eine Belastung für die Gesellschaft darstellen, andererseits wird das Bild des Alters aufgewertet. Darin werden die Möglichkeiten betont, weiterhin ein „produktives“ Leben zu führen, in Familie und Gesellschaftsstruktur eingebunden zu bleiben. Bereits der Begriff der „Überalterung“ aber ist ein normatives und wertendes Konstrukt.

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  8. So unterscheiden sich z.B. die Zufriedenheitswerte von um 1920 geborenen Frauen in der Untersuchung von Allmendinger/ Brückner/ Sandel (1991) signifikant: „Frauen, die in berufliche Bildung investierten und später hauptsächlich erwerbstätig waren, sind wesentlich zufriedener (Mittelwert = 5,8) als Frauen mit abgeschlossener Berufsausbildung und hauptsächlicher Familienorientierung (5,0). Frauen ohne berufliche Ausbildung und Familienorientierung sind zufriedener (5,4) als Frauen ohne berufliche Ausbildung bei langer Erwerbsbeteiligung (5,1). Am wenigsten zufrieden sind Frauen, die Familien-und Erwerbstätigkeit miteinander kombinierten (Mittelwert = 4,6). Offensichtlich spielt also das Verhältnis zwischen eigenen Ressourcen und Einsatz dieser Ressourcen für die Zufriedenheit im Alter die entscheidende Rolle.“ (1991, 475). Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass Frauen eine Aufgabe ihrer Erwerbsarbeit in späteren Phasen ihres Lebens (in denen Realisierungsmöglichkeiten in der Familienorientierung fehlen) bereuen, besonders dann, wenn Zeit und auch Wünsche und Erwartungen in die Berufsvorbereitungen investiert wurden. Männer dieser Kohorte werden dagegen nicht mit Entscheidungen für oder gegen eine Familie, für oder gegen eine Karriere konfrontiert (476). Für jüngere Kohorten gibt es vergleichbare Untersuchungen nicht.

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  9. Mit diesen Veränderungen hat auch die Entdeckung von Alten als Konsumenten und Konsumentinnen zu tun: „Werbung macht diese kulturellen Muster auf besondere Weise sichtbar...“. (Kühne 2005, 253). Sie kommt zu dem Schluss: „Ein Paradigmenwechsel hinsichtlich der Darstellung von Alter und Altwerden in unserer Gesellschaft zeichnet sich noch nicht ab. Denn es fehlen die Bilder, „die jenseits von Alters-und Jugendklischees eine ästhetische Eigenständigkeit entfalten“. Bislang sei hier lediglich ein Anfang getan, was zumindest auf eine Erweiterung des Spektrums hindeute (ebd., 272).

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  10. So verfügten 1994 11,3% der 60jährigen und älteren Männer über einen Fachhochschul-oder einen Hochschulabschluss, aber nur 3,8% der Frauen. Am anderen Ende der Skala besaßen 1991 15,9% der Männer über 60 keinen beruflichen Bildungsabschluss, bei den Frauen ab 60 war der Anteil dagegen 47,5% (Kruse 2002, 171). Geht man in ländliche Bereiche, fällt der Unterschied noch drastischer aus, hier ging das Gros der Frauen nach der Schule „ungelernt“ in Stellung. Mit der Bildungsexpansion verändert sich die Situation für die in den sechziger Jahren Geborenen drastisch, wobei der Trend zur Höherqualifizierung bei den Frauen ausgeprägter ist als bei den Männern.

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  11. So ist auch hier darauf hinzuweisen, dass sich die Lebens-und Arbeitsverhältnisse in Ost und West nicht zuletzt im Hinblick auf die Chancen der Partizipation an der qualifizierten Erwerbsarbeit unterschieden. Man könnte daher vermuten, dass im Osten die Lebensphase des Alters weniger geschlechtstypisch ausgeprägt ist als in den westlichen Bundesländern. Anders als in der BRD war in der DDR indes kein automatisches oder endgültiges Ausscheiden aus der Erwerbsarbeit mit Erreichen des Ruhestandsalters verbunden, sondern es wurde vielfach weiterhin gearbeitet, da die Renten relativ niedrig waren. Diese Notwendigkeit des Weiterarbeitens bedingte, dass sich soziale Problemsituationen auch dort vor allem bei Alleinlebenden, gesundheitlich beeinträchtigten und eben „armen“ Frauen zuspitzten. Backes kommt zum Schluss, dass es Frauen in der DDR in einigen Bereichen besser als in der alten Bundesrepublik ging (eigene soziale Sicherung und soziale Integration in den betrieblichen (kollegialen, aber auch nachbarschaftlichen) Kontext, es ihnen in anderer Hinsicht aber auch schlechter ging, vor allem wegen des zumeist durch finanzielle Gründe bedingten Zwangs zur Weiterarbeit. Eine Angleichung der Lebenslagen beider Geschlechter habe es auch zu DDR-Zeiten im Alter nicht gegeben (Backes 2003, 19). Auch Untersuchungen zur Einkommenssituation in der DDR dokumentieren — deren Gleichheitspostulaten widersprechende — Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Im Durchschnitt verdienten Frauen sowohl brutto wie netto 16% weniger als Männer (vgl. www.szlink.de/frauen, www.frauenlohnspiegel.de, beide vom 9.3.07).

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  12. Bei den über 85jährigen steigt deren Anteil weiter. Dies ist ein historisch gesehen relativ neues Phänomen. Zu den Gründen für die Unterschiede in der Lebenserwartung vgl. Höpflinger 2002, der die kürzere Lebensdauer von Männern primär auf die sozialen Formen des „Mann-Seins“ und die damit verbundenen Muster der Lebensführung zurückführt.

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  13. Dabei erweist sich die gängige Vorstellung, dass vor allem die über 80jährigen überwiegend in Heimen und Pflegeeinrichtungen leben, als falsch: Diese Form lebensweltlicher Separierung be trägt bei den 80-bis 84jährigen lediglich 8,2%, bei den 85-bis 89jährigen 17% und bei den 90 Jahre und älteren sind es 31,3% (Kohli 2000, 22; Mayer et al. 1999, 605). Dass Alten-und Pflegeheime aber in hohem Maße feminisierte Organisationen sind — sowohl was die dort lebenden als auch die dort arbeitenden Personen betrifft — wurde bislang kaum thematisiert. In einem aufschlussreichen Aufsatz zu Lebenslagen stationär versorgter älterer Menschen (Schroeter 2002) findet die Geschlechterdifferenzierung bzw. Feminisierung keine Erwähnung. Nicht gesehen und nicht thematisiert wird in der Regel auch, dass sich beide Geschlechter auf diese Weise zu Beginn und am Ende der Lebensspanne in weiblich dominierten Kontexten befinden, was für männliche Individuen u.U. eine andere Bedeutung haben kann als für weibliche. Für die frühen Jahre, den Kindergarten und die Grundschule, haben wir das oben ausgeführt. Für das Alter gilt, dass Frauen als Nutzerinnen in den offenen und stationären Altenhilfeangeboten zahlenmäßig überwiegen und in beiden Bereichen auch bei den professionellen Dienstleistenden in der Überzahl sind.

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  14. In der Berliner Altersstudie finden sich in den Gruppen mit negativen Merkmalsausprägungen in den verschiedenen Dimensionen (Gesundheit und Krankheit, psychische Aspekte wie emotionale Befindlichkeit und subjektives Wohlbefinden, bis zu sozialen Merkmsalen wie z.B. Sozialprestige, empfangene soziale Unterstützung, Verwandtschaftsnetzwerke etc.) überwiegend Frauen. Dabei — darauf weisen die Autoren explizit hin — ist allerdings zu beachten, dass hier zwei Variablen kumulieren: die eher negativen Merkmalsausprägungen fanden sich vor allem in der Gruppe der über 80jährigen (der Hochbetagten) und in eben dieser Gruppe sind überwiegend Frauen (Mayer et al. 1999, 623).

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  15. In der Perspektive einer sozialen Konstruktion von Geschlecht geht es, wie immer wieder betont, nicht um individuelle Unterschiede, sondern um soziale Praktiken des interaktiven „doing gender“, die ihrerseits durch den jeweiligen Kontext geprägt werden. In unterschiedlichen Kontexten ist ein solches „doing gender“ in durchaus unterschiedlichem Ausma Weise gefordert — solche Differenzen konnten sehr anschaulich etwa in den empirischen Studien zur Schule aufgewiesen werden. Hier und auch in anderen Studien zeigte sich, dass die Zusammensetzung der Gruppierungen eine Rolle spielt. „Doing gender“-Praktiken sind in gemischt geschlechtlichen Gruppen stärker ausgebildet als in gleichgeschlechtlichen Gruppen. Daraus ergibt sich auch vor dem Hintergrund ganz anderer theoretischer Perspektiven eine interessante Frage: „Wenn die Welt der älter werdenden immer auch eine „weibliche Welt“ wird, bedeutet das dann auch, dass es immer weniger — nämlich weniger gemischt geschlechtlichte — Kontexte gibt, die Geschlechtsunterschiede erst aufscheinen lassen? Ist das Vorherrschen gleichgeschlechtlicher Gruppen vielleicht der Grund, warum man bei Frauen im Alter häufiger durchsetzungsstarke behauptende Verhaltensweisen feststellen kann?“ (Baltes et al. 1999, 592).

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  16. Dort haben sich allerdings feministisch inspirierte „age studies“ entwickelt, in denen insbesondere auf Frauen bezogene Altersstereotype transparent gemacht werden (vgl. Kunow 2005, 34f.)

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  17. Aus einigen der dargestellten Ergebnisse kann man folgern, dass in den Gruppen einige Normierungen bestanden, die offensichtlich vom Verhaltenskodex amerikanisch-kleinbürgerlicher Mittelschichten geprägt waren, so etwa die Tabuisierung direkter Darstellungen von Sexualität. Weitere Normierungen bezogen sich darauf, Erzählungen „altersangemessen“ zu präsentieren, i.e. in einem seriösen, strukturierten Duktus. In den untersuchten Gruppen bildeten Frauen nicht nur eine deutliche Mehrheit, sondern sie setzten auch und vor allem diese Normierungen aktiv durch. Darin liege — bezogen auf öffentliche settings — eine durchaus „ungewöhnliche Machtdynamik“ (Ray 1999, 59). Dieser Befund ist mit der oben aufgerufenen These einer „Feminisierung des Alters“ durchaus verträglich.

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  18. Neben der Geschlechtszugehörigkeit spielt auch die schicht-und die ethnische Zugehörigkeit eine Rolle: Männer der „working class“ erzählen ihr Leben tendenziell in sozioökonomischen Kategorien, der Notwendigkeit „genug Geld zu verdienen“. Frauen, insbesondere — so Ray — schwarze Frauen der „working class“ thematisieren sich selbst in „survival narratives“, fokussie ren Anwesenheit oder Abwesenheit von „Glück“, mit den Herausforderungen des Lebens fertig zu werden — oder aber sie verstummen, nehmen an entsprechenden Angeboten gar nicht erst teil. Mittelschichtangehörige dagegen beschreiben ihr Leben „in terms of personal effort and agency“ (ebd., 60).

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(2008). Alter und Altern: Novellen und Bilanzen. In: Geschlechterdifferenzierungen in lebenszeitlicher Perspektive. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91177-9_11

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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