Auszug
Die Diskussion um den „Weltmarkt Privathaushalt“ (Gather et al. 2002) hat in den letzten Jahren die Frage nach dem Ineinandergreifen von Ungleichheitsverhältnissen neu angestoßen. Die Studien zu Migrantinnen, die als Au-Pairs, Pflegerinnen oder Putzkräfte unter prekären Bedingungen in Privathaushalten arbeiten und damit die Erwerbsarbeit ihrer ArbeitgeberInnen ermöglichen oder erleichtern, stellen Wandlungstendenzen im Geschlechterverhältnis in den Kontext „komplexer Ungleichheiten“ (McCall 2005, vgl. Roß in diesem Band) entlang von Staatsbürgerschaft, Ethnizität und Geschlecht (zuletzt: Hess 2005, Rerrich 2006, Lutz 2007). Dabei zeigen sie mit unterschiedlicher Akzentsetzung, dass migrantische Haushaltsarbeiterinnen die Strukturdefizite eines Wohlfahrtsstaates kompensieren, der in der Aufgabenverteilung zwischen Staat, Markt und Familie eine geschlechtliche Arbeitsteilung voraussetzt. Damit werfen sie die Frage nach dem Verhältnis von care (als Sammelbegriff für bezahlte und unbezahlte Haus-, Betreuungs- und Pflegearbeiten) und sozialen Rechten in neuer Weise auf.
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Weckwert, A. (2008). Geschlecht und Migration im Wohlfahrtsstaat. In: Brabandt, H., Roß, B., Zwingel, S. (eds) Mehrheit am Rand?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91097-0_8
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