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Was ist Supervision und wem dient sie wozu?

Konzeptionelle Entwürfe von Supervision aus zeitdiagnostischer, professionssoziologischer und professionspolitischer Perspektive

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Book cover Professionalisierung durch Supervision
  • 3012 Accesses

Auszug

Das Verständnis von Supervision, ihre Ziele und ihr Stellenwert in gesellschaftlichen und vor allem in berufsweltlichen Zusammenhängen sind im Verlauf ihrer Etablierung in Deutschland in den letzten Jahrzehnten nicht gleich geblieben. Sie werden in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Entwicklungen in der Arbeitswelt und theoretischen Erkenntnisinteressen immer wieder neu verhandelt. Insgesamt ist es schwierig, die Komplexität der Argumentationslinien in der Literatur zur Supervision, ihre unterschiedlichen Diskussionsebenen und wenig vorhandene gegenseitige Zurkenntnisnahme überhaupt zu erfassen. Es zeigt sich ein unübersichtliches und heterogenes Bild von Definitionen und Handlungskonzepten, die zwischen Theoriebezug, Professions-, Organisations- und „Markt“-Bezug und damit korrelierenden unterschiedlichen Wertgebundenheiten entwickelt werden. Einerseits relativieren sich konzeptionelle Unterschiede mittlerweile durch Versuche, Elemente verschiedener Supervisionsrichtungen zu integrieren, sie kontextund situationsspezifisch zu kombinieren und zu nutzen. Andererseits zwingt die Konkurrenz der ca. drei?ig Ausbildungsinstitute und (Fach-)Hochschulstudiengänge in Deutschland auch zu Abgrenzungen zwischen den verschiedenen „Schulen“.

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Literatur

  1. Im Jahr 1965 wurde die Akademie für Jugendarbeit und Sozialarbeit in Frankfurt/M. gegründet, an der ein Fortbildungsangebot „Praxisberatung und Praxisanleitung“ etabliert wurde (vgl. Gaertner 1999, 44).

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  2. Wittenbergers Kritik wird hier exemplarisch und stellvertretend für andere vorgestellt, die in ähnlicher Weise argumentieren (vgl. Kappeler 1970; Wilhelm 1975). Gaertner bezeichnet diese Arbeit in seiner theoriegeschichtlichen Untersuchung zur Supervision als „wichtigsten Beitrag des politischen Supervisionsdiskurses“ (Gaertner 1999, 64).

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  3. Seit Mitte der 1980er Jahre werden dort SupervisorInnen ausgebildet. Das Konzept basiert auf Theorien und Methoden angewandter Gruppendynamik und Sozialpsychologie, Organisationsentwicklung und Psychoanalyse und wurzelt in dem emanzipatorischen Supervisionsverständnis der 1970er Jahre (vgl. Leuschner 1993).

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  4. Giesecke und Rappe-Giesecke fassen Supervision als Integration der Lernformen Instruktion und Selbsterfahrung (Rappe-Giesecke 1994, 3; Giesecke/Rappe-Giesecke 1997, 27). Sie führen dieses Format historisch auf therapeutische (Freud), gruppendynamische (Lewin) und beide Verfahren verknüpfende Formen der Selbstreflexion (Balint) zurück, deren organisatorische Verfestigung sie als „Voraussetzung für die Entstehung eines völlig neuen Typs sozialer Kooperation und Beratung, eben der ‚Supervision‘“ bezeichnen: „Wie immer man diese Institution heute definiert, als Wesensmerkmale werden sowohl die Interaktionsanalyse, die Selbsterfahrung oder die Berücksichtigung des ‚Beziehungsaspekts ‘als auch Fallarbeit, Instruktion und die Berücksichtigung des ‚Inhaltsaspekts ‘genannt. Und immer geht es auch um die Verknüpfung zwischen der Psychodynamik und der Soziodynamik verschiedener Systeme (Dyade, Gruppe, Institution, Gesellschaft)“ (Giesecke/Rappe-Giesecke 1997, 27).

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  5. Die Entstehung dieses Konzeptes schildert sie folgendermaßen: „Bei der ‚Integrativen Supervision ‘handelt es sich um ein Supervisionsmodell, das seit 1972 aus Weiterbildungsaktivitäten des FPI (Fritz Perls Institut, Düsseldorf) bzw. der EAG (Europäische Akademie für psychosoziale Gesundheit) entwickelt wurde. Die erste Supervisoren-Ausbildung fand, als ‚Ausbildung zum Systemsupervisor‘, 1974, in einer erweiterten Form seit 1978 statt, und ab 1983 wurde sie in Österreich erstmalig als dreijähriges Curriculum gelehrt. Seitdem dehnte sich die Lehre von Integrativer Supervision auf fünf europäische Länder aus: die BRD, Österreich, Italien, die Schweiz und die Niederlande. Dabei konstituierten FPI/EAG Ausbildungskurse in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kooperationspartnern bis hin zu Universitäten, wie etwa in Amsterdam und Krems“ (Schreyögg 1994, 10).

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  6. Gaertner kritisiert an dieser Vorgehensweise m. E. berechtigt, dass die Autorin hier unzulässigerweise eine „Verkehrung des induktiven methodologischen Prinzips der Phänomenologie in sein Gegenteil“ vornimmt (vgl. Gaertner 1999, 105).

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  7. Damit meint sie „Materialmedien“ wie Farbstifte oder Ton, mit denen Organigramme oder „erlebte berufliche Interaktionen“ dargestellt werden können (vgl. Schreyögg 1991, 63).

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  8. Andere Konzepte versuchen in unterschiedlicher Weise ebenfalls, systemische Ansätze für die Supervision nutzbar zu machen. Zu nennen ist beispielsweise das Konzept von Kersting, bei dem die systemisch-konstruktivistische Theoriegrundlage in erster Linie praxis-und handlungsorientierte Bedeutung hat. Im Mittelpunkt steht für ihn die Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit einer subjektiv konstruierten Wirklichkeit (vgl. Kersting 1992; Ebert 2001, 326ff.).

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  9. Buer selbst entwickelt einen pragmatisch-psychodramatischen Supervisionsansatz (vgl. z. B. Buer 1997, 386ff.).

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  10. „Eingeleitet und mitbedingt“ sieht er diese Entwicklung durch eine schnelle Zunahme von SupervisorInnen, mit der er die Ausweitung der Supervision über ihre klassischen Arbeitsfelder hinaus verbindet. In diesem Kontext macht er auf die Expansion der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv) aufmerksam, durch die sich „die Szene der Supervisoren (...) neu mischte, indem nicht nur durch Ausbildung neue Supervisoren hinzukamen, sondern auch in großer Zahl Psychologen, Gruppendynamiker, Organisationsberater u. a. vergleichbar Vorgebildete die Anerkennung als Supervisor auf dem Ausnahmeweg erlangten“ (Leuschner 1999, 7), die ihre Berufskultur in die Supervisionsszene mitbrachten.

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  11. Seine — in Anlehnung an Luhmann erfolgende — Sicht auf Organisationen „als soziale Systeme mit einer ausgeprägten Eigendynamik“ (Buchinger 1998, 11) ist dabei folgende: Sie sind „primär an der Erfüllung von Funktionen orientiert, nicht an Personen und ihren Beziehungen“ (ebd., 12); in ihnen findet „sekundäre Kommunikation“ statt, d. h. ihre Kommunikationsprozesse sind aufgaben-und nicht beziehungsorientiert, haben also keinen Selbstzweck (ebd., 13); die Kommunikation ist indirekt, d. h., „daß man zur Erfüllung beruflicher Aufgaben dort, wo es nötig ist, miteinander kommunizieren kann, ohne persönlich miteinander in Kontakt treten zu müssen“ (ebd., 14). Allerdings unterliegt auch diese arbeitsbezogene Kommunikation „der Eigendynamik menschlicher Kommunikationsprozesse, die nicht von der Emotionalität menschlicher Beziehungen loszulösen ist. (...) Gerade der Funktionalität wegen muß man auf den Eigensinn kommunikativer Prozesse achten“ (ebd.).

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  12. Allerdings kritisieren Bauer und Gröning Geißlers Argumentationsweise m. E. zu Recht, wenn sie ihm einen einseitigen Bezug auf „die Argumente der klassischen Kritischen Theorie“ vorwerfen (vgl. Bauer/ Gröning 1995, 31): Eine differenzierende Argumentation bezüglich der Ausrichtung von Supervision zwischen ihren organisatorischen und marktorientierten Anteilen einerseits und ihren professionellen Handlungsorientierungen andererseits entstehe auf dieser Ebene nicht, denn „jede Handlungsalternative entpuppt sich früher oder später als systemstabilisierend und-verschärfend“ (ebd.).

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  13. Kühl nimmt hier Bezug auf das „Scharlatanerieproblem“ in personenbezogenen Beratungssituationen: „Ähnlich wie bei Therapiesituationen besteht die Gefahr, dass ein ‚Überweisungsfall ‘(zum Beispiel bei psychischen Erkrankungen) nicht erkannt wird. Ähnlich wie in Therapiesituationen kann die Eigendynamik des Beratungsprozesses den Klienten in Situationen führen, in denen eine Selbstmordneigung sich manifestieren kann. Ähnlich wie bei der Therapiesituation besteht die Gefahr, dass die Beratungssituation als Einfallstor von Sekten oder deren Vorfeldorganisationen genutzt wird“ (Kühl 2006, 20).

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  14. Schützes Verständnis von Profession ist eng angelehnt an die Tradition der Chicago-Soziologie und den darin fußenden symbolisch-interaktionistischen Denktraditionen von Hughes, Strauss u. a. (vgl. Schütze 1984b, 375), die es s. E. erlauben, davon auszugehen, auch Sozialarbeit als Profession zu bezeichnen, da empirische Befunde zum Berufshandeln in der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik den von Hughes formulierten Professionsmerkmalen entsprechen (ebd., 432).

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  15. Die Darstellung empirischer Forschungsarbeiten zur Supervision konzentriert sich auf Arbeiten aus dem deutschsprachigen Raum. Vor allem aus den USA liegen zwar ebenfalls Forschungsarbeiten zur Supervision vor, die jedoch vom Grundverständnis der Supervision her nicht direkt vergleichbar oder übertragbar sind. Supervision ist dort zumeist auf Ausbildungen im Bereich der Psychotherapie, der Beratung und im klinischen Bereich ausgerichtet (vgl. Petzold/ Schigl/ Fischer/ Höfner 2003, 197).

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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2008). Was ist Supervision und wem dient sie wozu?. In: Professionalisierung durch Supervision. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91069-7_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91069-7_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-16015-3

  • Online ISBN: 978-3-531-91069-7

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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