Auszug
Grob gegliedert lässt sich die Geschichte Marokkos in zwei Phasen unterteilen. Die erste Phase, die präislamische Epoche, ist geprägt von zahlreichen, nur lose miteinander in Verbindung stehenden Berberstämmen, die teils in nomadischer, teils in sesshafter Form lebend, sich den verschiedensten Eroberungszügen antiker Großmächte zu entziehen wussten. Die zweite Phase, die islamische Epoche, hält bis zur Gegenwart an und zeichnet sich durch eine allgemeine zentripetale Tendenz hin zu einem einheitlichen Ganzen aus. Ausgehend von der Tatsache, dass jenes Streben nach staatlicher Einheit im Prinzip mit dem Eindringen der Araber und dem Islam beginnt, kann von einer spezifischen „marokkanischen Landesgeschichte“ erst für diese zweite Phase ausgegangen werden. Mit ihr verbunden ist die doppelte Identität Marokkos sowohl als berberisches als auch arabisches Land, seine Verwurzelung im Islam, sowie seine politische Beherrschung durch Dynastien. Um zu erkennen, welche Schlüsse die gegenwärtige politische Führungselite aus dieser Verbindung vor allem im Hinblick auf Islamismus ziehen kann, erscheint eine eigenständige Betrachtung dieser Dynastien geboten. Besondere Aufmerksamkeit erfahrt ihr Verhältnis zum Islam, ihre Einstellung zu gesellschaftlichem Fortschritt, ihre Beziehung zu außerislamischen Kulturen und Staaten, sowie nicht zuletzt die Verbindung zwischen ihrer islamischen Legitimation und politischen Herrschaft. Nur vor diesem Hintergrund lässt sich ein Verständnis entwickeln, warum neuzeitliche Islamisten die Einheit von Religion und Politik zu einer ihrer Hauptforderungen erheben, sowie in der marokkanischen Civil Society dafür auf Anklang treffen.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2008). Entwicklung des staates marokko. In: Islamischer Fundamentalismus vor den Toren Europas. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91021-5_3
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