Auszug
Die gesundheitsbezogene gemeinschaftliche Selbsthilfe gewinnt in Deutschland und in anderen westlichen Gesellschaften immer mehr an Bedeutung. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die Gesundheit erhält einen immer höheren Wert in der Gesellschaft, für den viele Menschen mehr und mehr Verantwortung übernehmen wollen — und müssen, da die professionelle medizinische und psychosoziale Versorgung bei chronischen Erkrankungen und Behinderungen zunehmend an ihre prinzipiellen und organisatorischen Grenzen stößt (vgl. Badura 1994; 1996). Viele chronisch Kranke werden mit ihren krankheitsbedingten Problemen und Belastungen vom professionellen Versorgungssystem mehr oder weniger allein gelassen. In diesem ‘Vakuum’ sind Selbsthilfezusammenschlüsse von Betroffenen aktiv, die die Leistungen des professionellen Versorgungssystems ergänzen (vgl. z.B. Badura/von Ferber 1981; Trojan 1986; Engelhardt et al. 1995; Moeller 1996; Braun et al. 1997, zusammenfassend Borgetto 2004). Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen können Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen Kompetenzen für einen eigenverantwortlicheren Umgang mit Gesundheit und Krankheit vermitteln und so dazu beitragen, dass Einschränkungen von Versorgungsleistungen nicht automatisch eine Verschlechterung von Gesundheitszustand und Lebensqualität zur Folge haben.
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Borgetto, B., Kolba, N. (2008). Wie anfällig ist die gemeinschaftliche Selbsthilfe für die Reproduktion und Produktion sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit?. In: Bauer, U., Büscher, A. (eds) Soziale Ungleichheit und Pflege. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91014-7_18
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