Auszug
Die arbeitsbezogene Sozialforschung ist in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, aber auch nach dem 2. Weltkrieg in der Bundesrepublik, in besonderer Weise in der Industrie- und Betriebssoziologie verankert gewesen, einer speziellen Soziologie, „die gleichwohl“ — wie Dahrendorf Ende der 1950er bzw. Anfang der 1960er Jahre konstatierte — „mit einem eigenen Anspruch auf verallgemeinernde Theoriebildung in einem Unterbereich der Soziologie“ (Dahrendorf 1962, S. 6) auftrat. Dahrendorf begriff die Kernproblematik der industrie- und betriebssoziologischen Analyse zum einen unter dem Aspekt der „Einheit und Integration industrieller Betriebe“ und zum anderen unter „dem ihrer inneren Spannungen und Konflikte“ (Dahrendorf 1962, S. 10), wobei für ihn der spezifisch „soziologische Ansatz zur Erforschung der Industrie und des Industriebetriebs“ in der „Konzentration auf die Strukturen sozialer Rollen und des Verhaltens der Menschen aufgrund der ihnen zugeordneten Rollen“ (Dahrendorf 1962, S. 107) lag. Zwar war es für Dahrendorf auch selbstverständlich, dass die soziologischen Forschungen zu den besonderen Problembereichen „Mensch und Technik“, „der Mensch in der mechanisierten Produktion“ oder „der Arbeiter und die Maschine“ nicht ohne weiteres von anderen, nichtsoziologischen Zugängen zum Arbeitsleben abgetrennt werden können, beispielsweise von Arbeitsphysiologie und Arbeitspsychologie.
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(2008). Die analytische und die kommunikative Aufgabe der arbeitsbezogenen Sozialforschung. In: Wohin driftet die Arbeitswelt?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90939-4_9
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