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Auszug

Das folgende Kapitel bildet gewissermaßen das Scharnier zwischen den theoretischen Vorüberlegungen und dem anschließenden empirischen Teil der Arbeit. Es geht darum, plausibel zu machen, warum das gewählte Vorgehen einen sinnvollen Implikationszusammenhang zwischen Fragestellung, theoretischen Bezügen und der angewandten Methode konstituiert. Dies wird in vier Schritten geschehen:

  1. 1.

    Zunächst werden die Konsequenzen der vorangegangenen Überlegungen zum Stand der Diskussion und der ‚Definition’ von Biographie für die Gestaltung eines Forschungsprozesses dargelegt. Dazu wird eine forschungsparadigmatische Einordnung der Biographieforschung als eine Form qualitativer Sozialforschung vorgenommen. Qualitative Sozialforschung wird dabei mit Bezug zu ihren erkenntnistheoretischen Grundlagen skizziert (Kap. 3.1).

  2. 2.

    Neben der Definition von ‚Biographie’, wird auch die begriffliche Klärung des Konzepts des ‚Biographischen Wissens’ angestrebt (Kap. 3.2). Dieser Begriff, der sich im Rahmen der empirischen Analyse als zentrale Kategorie herauskristallisiert hat, wird in Anlehnung an Lipps (1976/1938) als konzeptioneller Begriff interpretiert und hinsichtlich seiner Konstruktionsprinzipien sowie seiner Funktion für die empirische Analyse reflektiert.

  3. 3.

    Es folgt eine auf das eigene Vorgehen bezogene Reflexion der gewählten Methodologie der Grounded Theory als Rahmen für den Forschungsprozess (Kap. 3.3). Die zentralen Prinzipien wie die theoretische Sensibilität, die Zirkularität im Forschungsprozess zwischen Datenerhebung und Dateninterpretation sowie das Erreichen einer theoretischen Sättigung werden in diesem Zusammenhang an Beispielen aus der hier vorliegenden Studie erläutert. Die beiden Ergebnisebenen — die der Kernkategorie ‚biographisches Wissen’ und die der Prototypisierung seiner Anschlussverhältnisse — werden ebenfalls eingeführt.

  4. 4.

    Als Erhebungsmethode dient das biographisch-narrative Interview nach Schütze (1983). Diese Methode wird sowohl hinsichtlich ihrer ‚Reichweite’ reflektiert (Kap. 3.4.2) als auch an Beispielen aus der vorliegenden Untersuchung illustriert (Kap. 3.4.1).

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Literatur

  1. Dausien bemerkt hierzu, dass auch die ungleiche Akzeptanz dieser methodischen Zugänge seitens institutioneller Forschungsförderung ein Grund für die Etablierung dieser beiden Forschungsfelder sei (vgl. Dausien, 2002b, S. 129).

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  2. Eine ausführliche Diskussion des Verhältnisses von Handlungstheorie und Biographiekonzept findet sich bei Matthes et al. (1981).

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  3. Eine zusammenfassende Darstellung findet sich auch bei Siebers, 1996, S. 28f.

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  4. Die so angestrebten sozialwissenschaftlichen Konstruktionen sozialer Wirklichkeit sind im Sinne Schütz’ (1971, S. 68) als „Konstruktionen zweiten Grades, das heißt Konstruktionen von Konstruktionen jener Handelnden im Sozialfeld“, also als Re-Konstruktionen zu begreifen.

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  5. „Courant littéraire né au lendemain de la Seconde Guerre mondiale, en réaction au roman réaliste et psychologique en vogue depuis le XIXe siècle. Les auteurs (Nathalie Saurraute, Michel Butor, Alain Robbe-Grillet, Claude, Simon...) abitionnent de faire disparaître le personnage et la notion même de fiction“ (Gouiffès, 2002, p. 164).

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  6. Eine ausführliche Stellungnahme zu Bourdieus Aufsatz findet sich bereits in der unmittelbaren Reaktion Lutz Niethammers (1990) im gleichen Band der Zeitschrift.

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  7. Neben diesem biographischen Aktualisierungsprozess, der für die Fragestellung der vorliegenden Arbeit von besonderem Interesse ist, kann Biographizität auch „als Bezeichnung des allgemeinen generativen Prinzips verstanden werden, dass gesellschaftliche Wirklichkeit durch biographische Leistung der Individuen und im Modus biographischer Konstruktionen hervorgebracht wird“ (Dausien, 2002b, S. 135).

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  8. Für den sportpädagogischen Diskurs vgl. Thiele (1996).

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  9. Dieser Bereich lässt sich noch weiter aufschlüsseln in Themen wie Berufsentscheidung, sportliche Vorerfahrungen, Vorerfahrungen im Anleiten von Gruppen, sportunterrichtliche Erfahrungen usf. einerseits. Dann schließen ausbildungsspezifische Erfahrungen an, die z. B. im Studium und der zweiten Ausbildungsphase gemacht worden sind, aber auch Ausbildungen im Bereich von Übungsleiter/innentätigkeiten oder der Erwerb von Trainerscheinen können hierzu gezählt werden. Auch die Zeit nach dem Referendariat ist sicher noch dem Lehrer/inwerden zuzuordnen, da es hier nun gilt, ein eigenständiges (professionelles) Profil zu entwickeln bzw. mit Bauer et al. (1996) gesprochen ein professionelles Selbst zu etablieren.

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  10. Im deutschen Diskurs zum methodologischen Rahmenkonzept von Glaser und Strauss hat sich die Verwendung des Begriffs Grounded Theory sowohl für das Verfahren als auch für das Produkt, nämlich eine gegenstandsbezogene Theorie durchgesetzt. Dies führt zu Verwechslungen hinsichtlich des Bezuges (Methodologie oder Produkt). Darüber hinaus ist dieser Sprachgebrauch spätestens seit Beginn der Kontroverse zwischen Glaser und Strauss, die zeitlich ungefähr im Erscheinen von Glasers Theoretical Sensitivity (1978) zu verorten ist, unangemessen (vgl. Strübing, 2004, S. 63ff.). Im Folgenden wird daher zwischen Grounded Theory als Produkt der Forschung (GT) und dem methodologischen Vorgehen mit dem Ziel eine Grounded Theory zu entwickeln (GTM) unterschieden.

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  11. Eine ausführliche Diskussion zu dieser Problematik auf einer allgemeinen Ebene mit forschungspraktischen Beispielen findet sich bei Truschkat, Kaiser & Reinartz (2005).

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  12. Abduktion meint, von einem neuen überraschenden (empirischen) Phänomen auf eine erklärende Regel zu schließen und unterscheidet sich damit fundamental vom deduktiven und induktiven Schließen (vgl. Peirce, 1991 zit. nach Kelle & Kluge, 1999, S. 22f.).

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  13. Dieses Vorgehen unterscheidet sich deutlich von (zumeist deduktiven) Arbeiten, die in ihrer anfänglichen (und den Forschungsprozess überdauernden) Fragestellung bereits implizit Zusammenhänge empirischer Phänomene enthalten. GTM bedeutet, neues theoretisches Wissen durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Empirie zu „entdecken“ (Alheit, 1999, S. 2).

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  14. Obgleich also vielleicht das heuristische Konzept sinnvoll ausgearbeitet ist, ist es auf Grund der Verschlossenheit des Feldes nicht immer möglich, die Daten zu erheben, die gebraucht würden. Strauss und Corbin (1996) raten dem/der Forscher/in in einem solchen Fall, eine Kombination aus einem „gezielten“, einem „systematischen“ und einem „zufälligen“ Sampling durchzuführen (vgl. ebd., S. 155ff.). Gezielt samplen meint, sich eben genau die Interviewpartner/innen auszuwählen, von denen man weiß, dass sie über wichtige Informationen für die Beantwortung der Forschungsfrage verfügen. Dahingegen bedeutet systematisch zu samplen, dass der/die Forscher/in sich eine bestimmte Strategie überlegt, nach der er/sie vorgeht, wie beispielsweise alle diejenigen zu befragen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort aufzufinden sind oder alle diejenigen, die zu einem Interview bereit sind. Beim zufälligen Sampling fällt dann eine solche Strategie weg. Wann sich welche Strategie anbietet, hängt in hohem Maße von dem interessierenden Forschungsfeld ab.

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  15. Das Verhältnis von Thesengenerierung und-verifikation im Rahmen der GT stellt in späteren Veröffentlichungen einen Gegenstand der Kontroverse zwischen Glaser und Strauss dar. Während Glaser die GTM ausschließlich als theoriegenerierende Methode versteht, sieht Strauss gerade die wechselseitige Generierung und Verifikation von theoretischen Erkenntnissen als zentrale Aufgabe der GTM. Zur übersichtlichen Darstellung der unterschiedlichen Positionen vgl. Kelle, 1994.

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  16. Unter Kodes versteht Glaser die Zuordnung von Bezeichnungen zu bestimmten Ereignissen im Datenmaterial (vgl. Glaser, 1978).

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  17. Zum Unterschied zwischen erlebter und erzählter Lebensgeschichte vgl. Rosenthal, 1995.

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  18. Diese Kritik wird unter anderem und in geringfügigen Variationen auch von anderen Forscher/innen vorgebracht, wie z. B. Koller (1999). Zum überblick vgl. Bohnsack (1991, S. 105).

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  19. Rosenthal entwickelt hier die Ausführungen von Kallmeyer & Schütze (1977) weiter.

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  20. Vgl. hierzu ausführlich Alheit & Dausien (1985).

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(2008). Theoretische und method(olog)ische Klärungen. In: Biographisches Wissen von Lehrerinnen und Lehrern. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90892-2_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90892-2_3

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  • Print ISBN: 978-3-8350-7031-8

  • Online ISBN: 978-3-531-90892-2

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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