Auszug
Für Jahrhunderte war der moderne Staat die dominierende Einrichtung in politischen und internationalen Angelegenheiten in Fragen der Macht und der Lenkung der politischen Geschicke.80 Rechtlich und insbesondere völkerrechtlich gesehen hat der Staat der Völkerrechtsordnung das wesentliche, rechtliche Gepräge gegeben.81 Der Dialog und die Auseinandersetzungen zwischen Staaten verliefen in bestimmten kooperativen Ordnungen. Galten vor wenigen Jahrzehnten die Staaten noch als „die Grundeinheiten der Weltpolitik“82, geht es heute in der Debatte um die „Entgrenzung der Staatenwelt“ unter anderem um die abnehmende territoriale Kongruenz von Wirtschaft, Gesellschaft und politischem System83 durch ungleichmäßige Denationalisierung, um die Herausbildung transnationaler sozialer Räume durch neue Migration, um die Virtualisierung von Räumen durch elektronische Kommunikation und um Grenzräume als neue Wirtschaftsräume.84 Auch die Erscheinungen Irregulärer Kräfte stehen mit diesen Einflussgrößen in ständigen Wechselwirkungsbeziehungen. Der Aufstieg vielfältiger nichtstaatlicher Akteure stellt eine große Herausforderung für das auf den Staat ausgerichtete System dar.85 Insofern wird befürchtet, dass der Zusammenbruch der kooperativen internationalen Ordnung in dieser „Weltordnungskrise“86 möglicherweise schneller kommt, als man sich das vorstellen kann.87 Gerade die Erscheinungen des Terrorismus bilden hier eine existenzielle Bedrohung. Alle internationalen und supranationalen Organisationen — wie VN, NATO und EU — sind Gebilde, in denen grundsätzlich souveräne Staaten zusammenarbeiten. Grundsätzlich sind alle Staaten vor dem Völkerrecht gleich.88
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Literatur
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Es ist in diesem Zusammenhang sogar von „...einer Aushöhlung des Völkerrechts...“ die Rede. (Jakob Schissler, Gerhard Preyer, Globaler Krieg oder Frieden? Zu den neuen Mechanismen internationaler Gewalt, in: Auftrag 2003, S. 52 ff.; 52)
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Dieser Begriff verweist auf eine prozessuale Dimension von Politik, die im deutschsprachigen Raum meist Synonym mit dem vieldeutigen Begriff Politik gesetzt wird und bezeichmet damit den aktiven, mehr oder weniger konflikthaften Prozess politischer Gestaltung, der vor allem in politischen Verhandlungen und Tauschprozessen ausgetragen wird und bei dem auf die unterschiedlichen, teilweise gleich gelagerten oder widerstreitenden, teilweise neutralen, teilweise koalierenden Interessen, Parteien und deren politischen Absichten, Forderungen, Ziele etc. Rücksicht genommen wird. (Klaus Schubert, Politics, in: Dieter Nohlen (Hrsg.), Lexikon der Politik, Bd. 7., Politische Begriffe, München 1988, S. 487.
Dieser Anglizismus verweist darauf, dass es neben der formalen und prozessualen eine inhaltliche bzw. materielle Dimension von Politik gibt. (Klaus Schubert, Policy, in: Dieter Nohlen [Hrsg.], Lexikon der Politik, Bd. 7. Politische Begriffe, München 1988, S. 484.
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Udo Kempf, Paul-Ludwig Weinacht Die Lehre vom politischen System — am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland, in: Paul-Ludwig Weinacht, Udo Kempf, Hans-Georg Merz (Hrsg), Einführung in die Politische Wissenschaft, 1. Aufl., Freiburg 1977, S. 79 ff.; 82
Durch diese Formulierung soll nicht etwa der Eindruck erweckt werden, dass es eine einzige Systemtheorie gebe, es sich also um etwas handle, was im Singular vorhanden wäre. Tatsächlich gibt es mehrere allgemeine Systemtheorien sowie Versuche, systemtheoretische Ansätze zu verallgemeinern. (vgl.) Niklas Luhmann, Einführung in die Systemtheorie, 2. Aufl. Heidelberg 2004, S. 41 ff.; vgl. Dieter Nohlen, Systemtheorie und Politik, in: Dieter Nohlen (Hrsg.), Lexikon der Politik, Bd. 1, Politische Theorien, München 1995, S. 625 ff.) „Systemtheorie“ ist ein Sammelbegriff für verschiedene Analyseebenen. (Niklas Luhmann, Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt am Main 1987, S. 15) Dementsprechend ist es nicht der Ansatz — und kann es auch gar nicht sein — einer (bestimmten) Systemtheorie zu folgen oder gar eine neue einzuführen, sondern sich an dieser Stelle bestimmter allgemeiner Erkenntnisse ansatzweise zu bedienen, um die Probleme deutlicher herauszuarbeiten. Dabei steht der Begriff „Systemtheorie“ für theoretische Ansätze, die in bewusster Absetzung von den Handlungstheorien nicht die handelnden Akteure in den Vordergrund stellen, sondern komplexe soziale Prozesse als Netz-oder Regelwerk von Funktionszusammenhängen deuten. (Mark Arenhövel, Systemtheorie, in: Hanno Drechsler, Wolfgang Hilligen, Franz Neumann [Hrsg.], Gesellschaft und Staat. Lexikon der Politik, 10. Aufl., München 2003, S. 958 ff.; 958 f.)
Arthur Benz, Der moderne Staat, München, Wien 2001, S. 61.
Arthur Benz, Der moderne Staat, München, Wien 2001, S. 61.
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vgl. Arthur Benz, Der moderne Staat, München, Wien 2001, S 60.
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Klaus Schubert, Martina Klein, Das Politiklexikon, 4. Aufl., Bonn 2006, S. 206
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vgl. Dirk Berg-Schlosser, Theo Stammen, Einführung in die Politikwissenschaft, 6. Aufl. München, 1995, S. 33
vgl. Paul-Ludwig Weinacht, Die politische Person und das Persönliche an der Politik, in: Karl Graf Ballestrem, Heinz Buchheim, Manfred Hättich, Heinz Hürten (Hrsg.), Sozialethik und Politische Bildung, Festschrift für Bernhard Sutor zum 65. Geburtstag, Paderborn, München, Wien, Zürich 1995, S. 55 ff.; 61 ff.
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Axel Kuhlmann, Terroristische Netzwerke. Bekämpfung mit Netzwerken, in: Guido Korte (Hrsg.), Aspekte der nachrichtendienstlichen Sicherheitsarchitektur, Bühl/Rheinland 2005, S. 109 ff.; S. 144
vgl. Heiko Borchert, Reinhardt Rummel, Von segmentierter zu vernetzter Sicherheit in der EU der 25, in: ÖMZ 2004, Heft 3, S. 259 ff.; 265
Hans Reimer, Dirk Freudenberg, Multinationale Interagency Groups — Unterstützung der Sicherheitsvorsorge im gesamtstaatlichen Ansatz. Zu Hintergrund, Sachstand und Perspektiven im Themenfeld „Interagency Interaction“, Internet vom 04.11.2004, www.baks.com/transformation/mi.doc.; vgl. Dirk Freudenberg, Hans Reimer, Multinationale Interagency Groups. Unterstützung der Sicherheitsvorsorge im gesamtstaatlichen Ansatz, in: ÖMZ 2006, S. 323 ff.; 324
vgl. Andreas Moschin, Network Enabled Operations — vernetzte Operationsführung; nicht nur eine technologische Herausforderung, in Land Power Revue der Schweizer Armee, Nr. 3, Beilage zur ASMZ Heft 12, 2005, S. 7 ff.; 7
Franz-Josef Schulz, Raoul Gruninger, Wirkungsorientierte Operationsführung. Neue Anforderungen an die sicherheitspolitische Wissensgrundlage, in: Heiko Borchert (Hrsg.), Verstehen, dass die Welt sich verändert hat. Neue Risiken, neue Anforderungen und die Transformation der Nachrichtendienste, Baden-Baden 2005, S. 34 ff.; 34. Der Begriff „DIME“ steht hierbei für die zusammengesetzten englischen Begriffe „Diplomacy, Information, Military, Economy“.
Hans, Reimer, Dirk Freudenberg, Multinationale Interagency Groups — Unterstützung der Sicherheitsvorsorge im gesamtstaatlichen Ansatz. Zu Hintergrund, Sachstand und Perspektiven im Themenfeld „Interagency Interaction“, Internet vom 04.11.2004, www.baks.com/transformation/mi.doc; vgl. Dirk Freudenberg, Hans Reimer, Multinationale Interagency Groups. Unterstützung der Sicherheitsvorsorge im gesamtstaatlichen Ansatz, in: ÖMZ 2006, S. 323 ff.; 324
Hans Reimer, Dirk Freudenberg, Multinationale Interagency Groups — Unterstützung der Sicherheitsvorsorge im gesamtstaatlichen Ansatz. Zu Hintergrund, Sachstand und Perspektiven im Themenfeld „Interagency Interaction“, Internet vom 04.11.2004, www.baks.com/transformation/mi.doc.; vgl. Dirk Freudenberg, Hans Reimer, Multinationale Interagency Groups. Unterstützung der Sicherheitsvorsorge im gesamtstaatlichen Ansatz, in: ÖMZ 2006, S. 323 ff.; 324
Ralph Thiele, Innovation an der Spitze des Fortschritts. Die deutsche Beteiligung an US Multinational Joint Transformation, in: Europäische Sicherheit 2003, Heft 11, S. 25 ff.; 27
Robert E. Scurlock, Jr., The Human Dimension of Transformation, in: Williamson Murray (Hrsg.), A Nation at War in an Era of Strategic Change, o.OA. 2004, S. 343 ff.; 348
Zum Gesamtansatz aus operativer Sicht vgl. ausführlich: Joint Warfare Center, Joint Concept Development an Experimentation Directorate, Standing Force Headquarters, Commander’s Handbook for an Effects Based Approach to Joint Operations, Suffork, 2006; Kritisch hinsichtlich der Bewertung, dass EBO tatsächlich eine wesentliche Neuerung der Kriegführung darstellen vgl.: Colin S. Gray, Another Bloody Century. Future Warfare, London 2005, S. 143 f. Fastabend fragt ebenso kritisch, was die Elemente des operativen Designs (operational design) sind, welche die EBOs zusammenfassen und wie sie gegenüber den klassischen Elementen vergleichbar und unterscheidbar sind. (David A. Fastabend, Transformation and Operational Art, in: Anthony D., Mc Ivor [Hrsg.], Rethinking the Principles of War, Annapolis, Maryland, 2005, S. 155; 161) Inzwischen wird in der Diskussion auch der Begriff „Effects Based Approach Operations“ (EBAO) verwendet, der unterstreichen soll, dass es sich bei der Vorgehensweise um einen flexiblen Ansatz handelt. (vgl. United States Joint Forces Command. Joint Experimentation Directorat, Effects-Based Approach To Multinational Operations. Concept of Operations [CONOPS] With Implementing Procedures, Version 1.0, Suffork, VA, 31. Juli 2006)
Burkhard Theile, Transformation: Veränderte Streitkräfte und neue Rüstungstechnik, in: Heiko Borchert (Hrsg.), Vernetzte Sicherheit. Leitidee der Sicherheit im 21. Jahrhundert, Hamburg, Berlin, Bonn 2004, S. 20 ff.; 25
Michael Traut, Klaus Engel, Vernetzte Operationsführung — mit besonderer Bedeutung für Luftstreitkräfte, in: Europäische Sicherheit 2004, Heft 3, S. 48 ff.; 51
vgl. Sir Ian Forbes, Future Warfare and the Principles of War, in: Anthony D., Mc Ivor (Hrsg.), Rethinking the Principles of War, Annapolis, Maryland, 2005, S. 143 ff.; 147
vgl. Edward A. Smith. Effects Based Operations, Applying Network Centric Warfare in Peace, Crisis and war, o. OA. 2002, S. xiv; vgl. Paul K. Davis, Brian Michael Jenkins, Deterence & Innfluence in Counterterrorism. A Component in the War on al Quaeda, Santa Monica 2002, S. 73
Lothar Rühl, Die Zielkonflikte der NATO in Afghanistan, in: NZZ vom 17. Januar 2007, S. 3
Burkhard Theile, Transformation: Veränderte Streitkräfte und neue Rüstungstechnik, in: Heiko Borchert (Hrsg.), Vernetzte Sicherheit. Leitidee der Sicherheit im 21. Jahrhundert, Hamburg, Berlin, Bonn, 2004, S. 20 ff.; 26; vgl. Robert R. Leonhard, From Operational Art to Grand Strategy, in: Anthony D. Mc Ivor (Hrsg.), Rethinking the Principles of War, Annapolis, Maryland, 2005, S. 208 ff.; 219
Dirk Freudenberg, Hans Reimer, Multinationale Interagency Groups. Unterstützung der Sicherheitsvorsorge im gesamtstaatlichen Ansatz, in: ÖMZ 2006, S. 323 ff.; 324
vgl. Robert David Steele, Information Operations: Putting the „I“ back into DIME, o.OA., February 2006, 36 f.
vgl. Martin Neujahr. Vernetzte Operationsführung und das neue operative Umfeld: Gesteigerte Einsatz-wirksamkeit durch verbesserte Führungsfähigkeit, in: Heiko Borchert (Hrsg.), Vernetzte Sicherheit. Leitidee der Sicherheit im 21. Jahrhundert, Hamburg, Berlin, Bonn 2004, S. 38 ff.; 39
Frederic Vester, Die Kunst vernetzt zu denken. Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität, 4. Aufl., München 2004, S. 16
Gerhard Schulz, Hans Reimer, Transformation der Bundeswehr — Der Weg in die Zukunft, in: Europäische Sicherheit 2004, Heft 5, S. 31 ff.; 31; Wichtig zum Verständnis ist, dass „Transformation“ einen Prozess und keinen Endzustand beschreibt. (vgl. Douglas A. Macgregor, Ressurrecting transformation fort the post-industrial era, in: Michael Evans, Russell Parkin, Alan Ryan [Hrsg.], Future Armies, Future Challenges. Land warfare in the information age, Crows Nest, 2004, S. 46 ff.; 47)
Ralph Thiele, Innovation an der Spitze des Fortschritts. Die deutsche Beteiligung an US Multinational Joint Transformation in: Europäische Sicherheit 2003, Heft 11, S. 25 ff.; 25
Hans Reimer, Netzwerkgestütztes Management von humanitärer und Katastrophenhilfe im Informationszeitalter, in: ÖMZ 2006, S. 596 ff.; 596
vgl. David S. Alberts Richard E. Hayes, Power to the Edge. Command, Control ... in the Information Age, o. OA. 2003, S. 103
John Arquilla, David Ronfeldt, The Advent of Netwar, Santa Monica 1996, S. 85
In diese Richtung weist auch der vom Bundeskabinett verabschiedete Aktionsplan (vgl. Die Bundesregierung, Aktionsplan „Zivile Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung“, Mai 2004; vgl. Auswärtiges Amt, Ein Jahr Aktionsplan „Zivile Krisenprävention Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung“, Berlin 2005) Auf diesen Aktionsplan, wie auch auf die ESS, verweist auch das Weißbuch aus dem Jahr 2006 und betont ausdrücklich den Ressort-und Institutionen übergreifenden Ansatz. Auch dieses Weißbuch ist — wie alle Weißbücher — vom Bundesminister der Verteidigung herausgegeben. Aber im Gegensatz zum letzten Weißbuch aus dem Jahre 1994 verzichtet es auf den Hinweis im Klappendeckel, dass es „im Auftrag der Bundesregierung“ herausgegeben wurde. (vgl. Bundesministerium der Verteidigung, Weißbuch 1994. Weißbuch zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Lage und Zukunft der Bundeswehr, Bonn 1994)
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(2008). Staat und politische Systeme. In: Theorie des Irregulären. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90851-9_2
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