Auszug
Ganztagsschule ist eigentlich etwas Triviales, eine alltägliche organ isatorische Selbstverständlichkeit in den Schulsystemen der Nachbarländer, die die Se hulzeit durch eine Mittagspause rhythmisieren und schulische Aktivitäten über den Vormittag und einen Teil des Nachmittags verteilen. Die deutsche Halbtagsschule ist so etwas wie ein deutscher Sonderweg. Eineinhalb Jahrhunderte galt der Besuch der Primarschule als hinreichender Arbeitsauftrag und voller Arbeitstag für Schüler wie Lehrer Erst als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Preußen die „verwaltete Schule“ (Becker 1993) mit landesweit mehr oder weniger gleichförmigen Anforderungen und Organisationsprinzipien entstand, nahm die Volksschule—zugleich unter dem Druck der ökonomischen Verhältnisse—die Gestalt einer Vormittagsschule an, die am Nach mittag Zeit ließ für die Arbeit der Kinder in Landwirtschaft und Handwerk. Industria lisierung und Rationalisierung haben dann aus der Schule einen baulich, zeitlich, inhaltlich und personell durchrationalisierten Betrieb gemacht, der sich mit normierten Klassengrößen und-frequenzen, straff organisiert en Stundenplänen, vorgeschriebenen curricularen Einheiten und administrati v regulierten Personaleinsätzen lückenlos in die rational geordnete Welt des preußischen Staates einfügte.
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Literatur
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Edelstein, W. (2008). Ganztagsschule: ein entwicklungspädagogischer Systemwechsel?. In: Henschel, A., Krüger, R., Schmitt, C., Stange, W. (eds) Jugendhilfe und Schule. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90820-5_6
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