Auszug
Das Thema, das im Folgenden in einigen grundsätzlichen Überlegungen abgehandelt werden soll, ist zwar in seinen Ausgangssequenzen nicht nur im aktuellen Fachdiskurs, sondern auch bereits in ersten entsprechenden gesetzlichen Grundlegungen verschiedener Bundesländer präsent, theoretisch aber immer noch kontrovers, bildungspolitisch nach wie vor strittig und organisatorisch weiterhin ein Versuchsgelände. Von einem Bildungspakt zwischen Jugendhilfe und Schule, im Sinne einer zeitgemäßen Offensive, ist aber eigentlich nicht die Rede, sondern es geht offensichtlich eher darum, ein Schulsystem zu optimieren, um die Leistungsstandards der Schülerinnen und Schüler entscheidend zu heben, ohne dabei die klassifizierende Struktur der deutschen Schule zu verändern. Das Bildungssystem ist nach wie vor am elitären Aufbau unserer Gesellschaft mit einer gleichzeitigen degradierenden Ausdifferenzierung nach unten orientiert. Bildung gehört in diesem Sinn dem „Bildungsbürger“. So scheint schlichtweg die Formel für die gegenwärtige gesellschaftliche Blaupause zu lauten, ohne dass dabei auf die zunehmende Zahl der Minderqualifizierten, der Exkludierten und gescheiterten Jugendlichen Rücksicht genommen wird. Damit sind diejenigen Jugendlichen gemeint, die aufgrund ihrer nicht hinreichenden schulischen Leistungen keinen Einstieg in das Berufssystem und damit in eine sich selbst tragende Erwachsenenexistenz finden. Sie verbleiben in der Gefahr, ein Leben lang im Alimentierungssystem des sich immer stärker selbst beschränkenden Sozialstaats zu verbleiben, geraten also in relativ kurzer Zeit an die Armutsgrenze und vielfach darunter.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Baumert, J. u.a. (Hrsg.) (2001): PISA 2000: Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich. Opladen.
Forum Bildung (2000): Erster Kongress des Forum Bildung am 14./15.3. 2000 in Berlin/Bonn.
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg) (2007): Sozialbericht des Jahres 2007. Düsseldorf.
Münchmeier, R.; Otto, H.-U.; Rabe-Kleeberg, U. (Hrsg.) (2002): Bildung und Lebenskompetenz. Kinder und Jugendhilfe vor neuen Aufgaben. Im Auftrag des Bundesjugendkuratoriums. Opladen.
Otto, H.-U.; Coelen, Th. (Hrsg.) (2005): Ganztägige Bildungssysteme im Internationalen Vergleich. Münster.
Otto, H.-U.; Coelen, Th. (Hrsg.) (2004): Grundbegriffe der Ganztagsbildung. Beiträge zu einem neuen Bildungsverständnis in der Wissensgesellschaft. Wiesbaden.
Otto, H.-U.; Oelkers, J. (Hrsg.) (2006): Zeitgemäße Bildung. Herausforderung für Erziehungswissenschaft und Bildungspolitik. München.
Otto, H.-U.; Rauschenbach, Th. (Hrsg.) (2004): Die andere Seite der Bildung. Zum Verhältnis von formellen und informellen Bildungsprozessen. Wiesbaden.
UNICEF (2006): Innocenti Research Centre: Child poverty in perspective: An overview of child well-being in rich countries, A comprehensive assessment of the lives and well-being of children and adolescents in the economically advanced nations.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Otto, HU. (2007). Ein Bildungspakt zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Schule? — Einige Überlegungen für eine notwendige bildungs-politische Offensive. In: Müller, HR., Stravoravdis, W. (eds) Bildung im Horizont der Wissensgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90713-0_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90713-0_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-15561-6
Online ISBN: 978-3-531-90713-0
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)