Auszug
Hinter dem Etikett „Liebe“ steckt in der Wissenschaft—und auch im Alltag—nicht immer eine Beschäftigung mit Liebe als einem Gefühl. Stattdessen kann sich dahinter ein Synonym für die Anfänge einer Zweierbeziehung verbergen (als „klassische“ Beispiele vgl. Reiss 1960; Goode 1959). Dass Liebe für den Beziehungsanfang steht, ist historisch gesehen eine relativ neue Verwendungsform, die erst auf der Grundlage einer spezifischen kulturellen Formung des Liebescodes möglich wurde. In einer ungleich älteren verwendungsform steht Liebe stellvertretend für Sexualität (vgl. auch Flandrin 1986: 154ff). Dass „amor“ in den Texten des Frühmittelalters nicht mit Liebe in unserem heutigen Verständnis zu übersetzen ist, sondern schlichtweg sexuelles Verlangen meint, hat Peter Dinzelbacher (1989) ausführlich gezeigt. Diese Verwendungsweise reicht auch in die Gegenwart hinein, wenn der Sexualakt als „Liebe machen“, als „make love“ umschrieben wird. Für eine Rekonstruktion der Variabilität des kulturellen Codes der Liebe scheintes aber wichtig zu sein, Gefühl und Sexualität als eigenständige—wenn auch verbundene—Phänomene zu behandeln.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2006). Liebe als kulturelles Programm. In: Soziologie der Zweierbeziehung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90669-0_13
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-43348-6
Online ISBN: 978-3-531-90669-0
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