Zusammenfassung
Im Prozess der Transformation im postsowjetischen neuen Russland scheint eine Kombination von zwei erstaunlich gut zusammen passenden patriarchalen Systemen zu entstehen. Die patriarchalen Kennzeichen westlicher Marktgesellschaften – beispielsweise der tendenzielle Ausschluss von Frauen aus den Machtpositionen, die immer noch relativ fixierte Trennung von Privatheit und Öffentlichkeit und die damit verknüpften Genderkonstrukte – passen ohne große Irritation zum Erbe des sowjetischen patriarchalen Systems, in dem Frauen einerseits in die Erwerbswelt integriert und andererseits allein für die Gestaltung des Privaten zuständig und von den wirklichen Machpositionen ausgeschlossen waren. Die besondere Konstellation von Öffentlichkeit, Erwerbswelt und Privatheit in der Sowjetunion ist ein wichtiger Faktor, um den Verlauf des Transformationsprozesses des heutigen Russlands hinsichtlich des Geschlechterverhältnisses zu erklären. Die Genderkonstruktionen reflektieren die gesellschaftliche Struktur und den Deutungshorizont einer Gesellschaft: Die Konstruktion von Gender ist abhängig von der Gesellschaft, in der sie vorgenommen wird, und sie wirkt auf diese auch wieder zurück.
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Ritter, M. (2007). Neue Männer – neue Frauen?. In: Mae, M., Saal, B. (eds) Transkulturelle Genderforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90625-6_10
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