Auszug
Der Begriff „Theorieansatz“ ist doppeldeutig. Zum einen steht er für den Versuch, einen bestimmten Sachverhalt in seinen kausalen oder systematischen Vernetzungen hypothetisch oder strukturell zu erschließen (objekttheoretische Bedeutung). Über solche Ansätze im Bereich der Berufsbildungsforschung wird in vielen Kapiteln dieses Handbuchs berichtet. Zum anderen bezeichnet der Begriff „Theorieansatz“ die Grundlage von Objekttheorien, also jene Annahmen, die das Geschäft der Theorieentwicklung als sinnvoll ausweisen sollen (vgl. Opp/Wippler 1990, S. 3–5). So geht alles Sprechen über die Welt außerhalb unseres Bewusstseins davon aus, dass es diese als solche gibt (ontologischer Realismus) und dass sie vom Menschen erkannt werden könne (erkenntnistheoretischer Realismus) — beides Annahmen, die mit beachtlichen Gründen bestritten werden können (vgl. von Kutschera 1982, S. 189–221; zu den Einwendungen vgl. z. B. Maturana/Varela 1990). Auch wenn man jenen Einwendungen nicht folgt, kann man sich leicht in weitere Grundprobleme verstricken. Wer Berufsbildungsforschung betreibt, muss sich etwa fragen lassen, ob und in welcher Weise „Beruf“, „Berufsstruktur“ o. ä. existiert, wie das, was damit bezeichnet wird, zu untersuchen sei, welche praktische Bedeutung eine solche Untersuchung für uns zu gewinnen vermag bzw. von welcher Art ihre Resultate sein müssten, damit wir zur Bewältigung des Alltags der „Berufsbildung“ in unserer Gesellschaft von ihnen profitieren können.
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Beck, K. (2006). Theorieansätze. In: Arnold, R., Lipsmeier, A. (eds) Handbuch der Berufsbildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90622-5_36
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