Auszug
Erste Überlegungen zu einer systematischen Untersuchung der zeitlichen Abfolge und gesellschaftlichen Organisation von Lebensereignissen finden sich in der Ethnologie des frühen 20. Jahrhunderts, die sich — dabei durchaus gesellschaftlichen Veränderungen in Europa folgend — für Rituale zum Ende der Jugend und zum Beginn der Erwachsenenzeit interessiert. Van Gennep (1909) entwickelt dabei das Konzept der Übergangsriten, also die Vorstellung, dass Gesellschaften besonders wichtige Übergänge des Lebenslaufs mit Ritualen begleiten. Als zwischen 1930 und 1950 im Umkreis des amerikanischen Strukturfunktionalismus die erste Kanonisierung der Disziplin Soziologie nach ihrem heterogenen Beginn in Europa vorgenommen wird, gab es ein sehr enges Austauschverhältnis zwischen der Soziologie und der Ethnologie, was die wechselseitige Befruchtung der theoretischen Annahmen begünstigte. Vereinzelt finden sich hierbei auch Arbeiten, etwa von Parsons (1942) oder Eisenstadt (1956), die man im Nachhinein als lebenslaufsoziologisch ansehen könnte. Das Feld der Lebenslaufsoziologie wird zum ersten Mal systematisch in einem noch heute lesenswerten Artikel von Cain (1964) abgesteckt. Im Zentrum der strukturfunktionalistischen Lebenslauftheorie steht die Suche nach in allen Gesellschaften vorfindbaren Regelmäßigkeiten der sozialen Strukturierung. Konzepte des „sozialen Alters“ und der „Altersnormen“, die weiter unten ausführlicher diskutiert werden, stehen dabei im Mittelpunkt.
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2007). Theoretische Konzepte der Lebenslaufanalyse und Biografieforschung. In: Lebenslaufanalyse und Biografieforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90606-5_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14805-2
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