Auszug
„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Medien“ (Luhmann 1996: 9). Dieser Satz besitzt eine gewisse Eleganz. Er ist fast schön. Er ist einfach und eingängig und bringt scheinbar Undurchschaubares auf einen klaren Punkt. Auch deshalb wird er oft und gerne zitiert. Dennoch ist der Satz, selbst wenn man bereit ist, die einzelnen zentralen Begriffe wie ‚Gesellschaft‘, ‚Welt‘, ‚Massenmedien‘, ‚wissen‘ und natürlich das ‚Was‘ sehr weit und metaphorisch zu interpretieren, ziemlich übertrieben. Oder besser: Er ist falsch. Der Satz legt nämlich das Missverständnis nahe, als sei uns das, was wir wissen — und zwar alles — von den Medien überbracht worden, er klingt danach, als könnten wir ohne Medien in der heutigen Zeit nichts mehr wissen. Die These von den Medien als alleinige Wissensüberbringer stimmt auch dann nicht, wenn man den Satz (in der Absicht, ihn zu retten) auf folgende Weise neu formuliert: „Das oder schärfer: Alles, was wir von der Welt wissen, ist auch irgendwo auf der Welt von Massenmedien gespeichert und somit zugänglich und deshalb geht all unser Wissen direkt oder indirekt auf die Medien zurück.“
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(2007). Die Realität der Massenmedien. In: Die Macht der Worte und der Medien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90555-6_2
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