Auszug
Niemand möchte ein Mädchen oder einen Jungen bar jeder ungestümen Neugier, ohne die Lust Unbekanntes kennen zu lernen, es auszuprobieren, ohne diese „starken Gefühle“, an die wir Erwachsenen uns so gerne erinnern. Niemand möchte Jugendliche ohne „Risikobereitschaft“ und mit einem „Sicherheitsdenken“, das die Entscheidungen im Alter von Achtzehn an den Pensionsbeziehungsweise Rentenaussichten mit Fünfundsechzig (oder bald mit Siebenundsechzig) orientiert. Was bedeutet es aber, dass wir PädagogInnen „risikobereite“ oder gar „risikofreudige“ Mädchen und Jungen mögen, Jugendliche, die „sich was trauen“, die „auch mal was riskieren“, aber gleichzeitig Angst haben vor dem, was sie sich trauen, was sie brennend interessiert, was sie ausprobieren und erleben möchten? Zwar behauptet die „moderne“, auf der Grundlage sozialisationstheoretischer, entwicklungspsychologischer und erziehungswissenschaftlicher Erkenntnisse mit „professionellen Standards“ arbeitende „Suchtprävention“, die Dynamik von Pubertät und Adoleszenz als entwicklungsnotwendig anzuerkennen. Gleichzeitig sieht sie aber gerade diese Dynamik als die Quelle von Gefährdungen und Gefahren für ein „erfolgreiches Bestehen dieser, für das Leben als Erwachsener so entscheidenden Entwicklungsphase“ und belegt sie mit dem Begriff des Risikos, verbunden mit den Worten „Bereitschaft“ oder „Verhalten“. Im Zusammenhang von „Jugend und Drogen“ wird das „Risiko“ konkretisiert als „Suchtgefährdung“, als die Gefahr, „süchtig“ zu werden.
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Literatur
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Kappeler, M. (2007). Du sollst selbständig werden! — aber bitte so, wie es sich gehört. Prävention als pädagogischer Imperativ und als Dauerstress für Erziehende und Zu-Erziehende. In: Dollinger, B., Schmidt-Semisch, H. (eds) Sozialwissenschaftliche Suchtforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90528-0_15
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