Auszug
Das politische System der römischen Republik unterscheidet sich deutlich von allen demokratischen Systemen der Moderne. Wahlkämpfe in Rom waren in vielerlei Hinsicht anders als die in diesem Buch vorgestellten Wahlkämpfe in Deutschland. Viele Strukturen und Prinzipien, die heutige Demokratien, auch die deutsche, prägen, waren entweder nicht bekannt, nicht bedacht, nicht vollständig entwickelt oder nicht gewünscht.1 Außerdem mussten die antiken Politiker völlig ohne massenmediale Politikvermittlung auskommen. Doch weil die Wahlkämpfe damals und heute in vielen Punkten so unterschiedlich sind, folgt daraus nicht, dass man aus dem Kontrast, der dem vorliegenden Buch im Folgenden eine weitere, historische Perspektive hinzufügt, nichts lernen kann. Zumindest in einem Punkt zeigt sich zwischen Gegenwart und Vergangenheit offenkundig Verbindendes: Die Notwendigkeit von Wahlen und Wahlkämpfen, die konstitutives Element aller halbwegs freiheitlichen Systeme sind und damals wie heute fundamentalen Einfluss auf politisches Handeln haben: „Wahlkämpfe gibt es, seit sich Akteure auf Wahlämter jeglicher Art bewerben — somit seit Beginn organisierter menschlicher Gesellungsformen überhaupt.“2
Vgl. Jehne 1995b; Bleicken 2004: 25–31. Dies gilt z.B. für die strikte Gewaltenteilung, die Repräsentativität, kodifizierte Bürger- und Menschenrechte, universelles aktives und passives Wahlrecht u.a.
Dörner 2002: 20; vgl. auch Sarcinelli 2005: 11, 19.
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Literatur
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Jackob, N., Geiß, S. (2007). Wahlkämpfe in Rom — Ein Beitrag zu einer historischen Wahlkampfkommunikationsforschung. In: Jackob, N. (eds) Wahlkämpfe in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90448-1_17
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