Auszug
Die Geschichte des Individuums in der Moderne ist die Geschichte einer doppelten Freiheit. Die eine Freiheit bezeichne ich als „Freiheit zur Individualität“. Mit dieser Geschichte, die ich oben nachgezeichnet habe, beginnt aber auch die Geschichte der „Freiheit von einem einheitlichen gesellschaftlichen Orientierungsrahmen“, in dem die Individualität für einen selbst und vor den anderen Sinn machen würde. Diese zweite Geschichte der Freiheit des Individuums ist von Anfang an in die andere eingewoben, und das vorläufige Ende dieser Geschichte ist bekannt: Das zu eigener Individualität freigesetzte Individuum sah sich plötzlich vor eine Fülle von Optionen gestellt, die alle gleich Sinn machten. Weder waren diesbezügliche Entscheidungskriterien leicht zu finden, noch waren die Entscheidungen wirklich freigestellt. Die gesellschaftlichen Bedingungen einer fortgeschrittenen Moderne rahmten die Entscheidungen, und sie hatten je nach sozialer Lage unterschiedliches Gewicht. Das war der Tenor der letzten Diskussion über die soziale Geschichte des Individuums und seiner Individualität.
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Literatur
Helga Bilden (1997): Das Individuum — ein dynamisches System vielfältiger Teil-Selbste, S. 238
Peter L. Berger, Brigitte Berger, Hansfried Kellner (1973): Das Unbehagen in der Modernität, S. 70
Max Frisch (1964): Mein Name sei Gantenbein, S. 19
Erik H. Erikson (1950): Wachstum und Krisen der gesunden Persönlichkeit, S. 119
Christian Wolff (1720): Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, § 924
Jan Assmann (1997): Moses der Ägypter, S. 34
Franz Xaver Kroetz (1981): Der Mondscheinknecht, S. 59
David Riesman (1950): Die einsame Masse, S. 152
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(2006). Identität: Antworten, Fragen, eine Definition und ein Ziel. In: Identität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90437-5_19
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