Auszug
Die Ökonomie der Publizistik ist ein ebenso wertvolles wie kritisches Konstrukt, und auf den folgenden Seiten mag man sich angesichts der Komplexität der präsentierten Zusammenhänge die Logik und Stringenz einfacher Erklärungsmodelle herbeiwünschen. Diesen Gefallen wird dieses Buch nicht tun können, da die Wechselwirkungen zwischen Ökonomie und Publizistik vielschichtig sind, ihr Beziehungsgefüge von so unterschiedlichen Positionen aus betrachtet werden kann, dass eine Reduktion den Anspruch dieser Arbeit nachgerade konterkarieren würde. Nun also bleibt Komplexität. Dabei ist das eigentliche Erkenntnisinteresse dieses Buches leicht erklärt. Es geht um die Frage, ob (und ansatzweise auch inwiefern) betriebswirtschaftliche Arbeitstechniken in publizistischen, genauer: in journalistischen, Produktionszusammenhängen einzusetzen sind, um Medieninhalte qualitativ zu beeinflussen.
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Literatur
Bezogen auf die Medienökonomie wäre es von großem Interesse, den Demokratiebegriff und seine Implikationen gesondert aufzuarbeiten, um dann zu beurteilen, ob neben beispielsweise einem republikanischen Demokratiebegriff, nicht weitaus besser mit Hilfe eines deliberativen Demokratieverständnisses zu argumentieren ist. Zumindest einer theoretisch-interpretativen Medienökonomie würde die Deliberation neue Ansatzpunkte öffnen. Dies soll im Zusammenhang der zielgerichteten Untersuchung jedoch nicht erfolgen. Stattdessen sei auf die interessanten Einlassungen von Habermas im Zuge der Jahreskonferenz der ICA, der International Communication Association in Dresden (Juni 2006) verwiesen, die richtungweisend die Brücke zwischen Kommerzialisierungstendenzen in der Medienwirtschaft und deliberativem Demokratieverständnis schlagen (vgl. Habermas 2006).
Wenn man mit Jarren und Meier (2002, S. 147) davon ausgeht, dass die öffentliche Aufgabe der Medien in Form beispielsweise einer freien öffentlichen Meinungsbildung (gemäß BVerfG) in der Sicht der normativen Publizistik klar der freien Ausübung der Rezipientensouveränität übergeordnet wird, dann dürfte Medienökonomik immer dann besonders ernst genommen werden, wenn es gelingt, die normativen publizistischen Medienziele in einer ökonomischen Theorie zu verankern. Kaum anders zu bewerten, ist zum Beispiel das Bemühen von Kiefer um eine konstitutionenökonomisch fundierte Medienökonomie (vgl. Kiefer 2003). Gleiches gilt für die Einlassungen von Lobigs (2005, vgl. insbes. S. 33 ff.) über das konstitutionenökonomische Konsenskriterium, die dann quasi gezähmte, weil sozialkompatible ökonomische Theorie als eine zulässige Theorie der Medien in der Publizistik zu positionieren. Für die hier vorliegende Arbeit genügt es im Kontext einer Ökonomie der Publizistik, allein die Möglichkeit einer Existenz meritorischer Bedürfnisse zuzulassen (seien diese rein individualistisch oder über Methoden der Aggregation kollektiv nachweisbar), denn schon diese Existenz erlaubt den entmonetarisierten, an wählbaren Qualitätszielen orientierten Einsatz betriebswirtschaftlicher Arbeitsinstrumente.
Diese Darstellung orientiert sich ebenfalls an Mead 1978, S. 187 ff.; eine gute Übersicht zum symbolischen Interaktionismus als handlungstheoretisches Konzept bietet aber auch die Eingabe des Stichwortes in Wikipedia (Stand: 20. September 2006).
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(2007). Kommerzialisierung, Meritorik und eine Ökonomie der Publizistik. In: Qualität in einer Ökonomie der Publizistik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90415-3_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90415-3_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15086-4
Online ISBN: 978-3-531-90415-3
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