Auszug
In Deutschland hat die historische Entwicklung ein komplexes, institutionell schwach integriertes und ungleichgewichtig ausgebautes System sozialer Dienste hervorgebracht. Das deutsche System sozialer Dienstleistungen ist institutionell in verschiedene Bereiche gegliedert, die einer jeweils eigenen Entwicklungslogik unterliegen. So werden die soizalen Dienste für ältere Menschen von ganz anderen institutionellen Regeln bestimmt als die Dienste für Kinder und Jugendliche. Erstere werden im Rahmen der Sozialhilfe, der gesetzlichen Krankenversicherung und seit 1994 der Pflegeversicherung reguliert, letztere unterliegen den Kinder- und Jugendhilferecht (vgl. Pfenning und Bahle 2002). Auch die Beziehungen zwischen den Akteuren Bund, Länder, Kommunen, freien Trägern und kommeriziellen Anbietern unterscheiden sich zwischen diesen beiden Feldern (vgl. Evers und Sachße 2003). Wesentliches Merkmal der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Sozialhilfe ist eine Rahmengesetzgebung des Bundes, die von den Ländern und Kommunen unterschiedlich ausgefüllt wird. Im Gegensatz zu England und Wales und zu Frankreich sind die Kommunen und Kreise in Deutschland nicht in jeder Hinsicht die zentralen Akteure im Bereich sozialer Dienste. Die Pflegeversicherung ist zum Beispiel bundeseinheitlich als Zweig der sozialen Sicherheit geregelt. Die Länder sind dabei für den Aufbau einer ausreichenden Pflegeinfrastruktur verantwortlichs, die Pflegekassen finanzieren das System und freie, öffentliche und kommerzielle Anbieter konkurrieren um Marktanteile. Den Kommunen kommt lediglich eine begrenzte lokale Koordinationsfunktion zu (vgl. Rothgang und Comas-Herrera 2004; Schmidt 1999; Roth und Wollmann 1994). Es gibt somit in Deutschland keinen bereichsübergreifenden zentralen Akteur im Bereich sozialer Dienste.
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2007). Soziale Dienste in Deutschland. In: Wege zum Dienstleistungsstaat. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90392-7_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15089-5
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