Auszug
Obwohl sich sozialwissenschaftliche Theorien generativen Handelns von Beginn an auf Entscheidungsrationalitäten mit Paar- oder Haushaltsbezug beziehen, wurde das Geburtenverhalten nur selten im Kontext von Partnerschaften untersucht. Zudem führte die traditionelle Fokussierung der demographischen Fertilitätsforschung auf Frauen dazu, dass vor allem die Motivation zur Elternschaft von Frauen thematisiert und erforscht wurde, während hingegen nur wenige Anhaltspunkte über die relevanten Motive der Männer existieren. Ebenfalls sind deskriptive Erkenntnisse über die Fertilitätsentwicklung von Männern sehr spärlich und die Rolle von Männern im generativen Entscheidungsprozess wird in den Studien meist nur am Rande erkennbar, nämlich als Einflussgröße des generativen Verhaltens der Frau.1 Die Gründe, die für die Vernachlässigung von Männern in der Fertilitätsforschung verantwortlich gemacht werden, sind bei näherer Betrachtung allerdings wenig triftig (dazu ausführlich Klein 2005: 76–77): Die biologische Begrenztheit der weiblichen Reproduktionsphase dient oft als Argument dafür, dass die endgültigen Kinderzahlen der Frauen zuverlässiger zu bestimmen sind als die der Männer. Für das (traditionelle) Periodendesign in der Demographie, welches auf altersspezifische Kinderzahlen zurückgreift, ist dies jedoch ohne Bedeutung.2 Und natürlich ist das Wissen über biologische Elternschaft für Männer voraussetzungsvoller als für Frauen, aber ganze soziologische Forschungsgebiete sind auf weit unzuverlässigeren Daten aufgebaut als es Angaben über die Vaterschaft sind.
So beziehen sich demographische Kennziffern zur Geburtenentwicklung seit jeher ausschließlich auf Frauen. Und auch die moderneren Lebenslaufanalysen des generativen Verhaltens haben bislang noch vorwiegend den Lebensverlauf von Frauen im Visier.
Außerdem hängt die Fertilität des Mannes auch vom Alter seiner Partnerin ab. Und dadurch, dass z. B. nur 15 Prozent der Männer über 45 Jahre mit einer Partnerin bis 45 Jahre zusammen sind (eigene Berechnung auf Basis des Familiensurvey 2000), erscheint das reproduktive Zeitfenster auch fü4 Männer nach oben doch sehr begrenzt.
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Literatur
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Eckhard, J., Klein, T. (2007). Die Motivation zur Elternschaft. Unterschiede zwischen Männern und Frauen. In: Konietzka, D., Kreyenfeld, M. (eds) Ein Leben ohne Kinder. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90323-1_9
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14933-2
Online ISBN: 978-3-531-90323-1
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