Auszug
In der Einladung zu dem Workshop, aus dem auch dieser Beitrag hervorgegangen ist, schreibt Reichertz, dass die Neurobiologie „eine ernstzunehmende Herausforderung für jede Sozialwissenschaft [ist]”, für die soziales Handeln und damit Gesellschaft„ an sinnhaftes Handeln und Kommunizieren gebunden [ist]”. Dies ergibt sich daraus, dass in der Neurobiologie anscheinend oder scheinbar die Vorstellung eines Ich als Illusion erklärt wird und dass es damit auch nicht mehr möglich ist, Handlungen einem entsprechend sinnhaft orientierten Subjekt zuzuschreiben. Wenn z.B. Roth (Roth 2003: 168 ff.) den freien Willen generell als Selbsttäuschung erklrt und daraus folgert, dass man Menschen nicht moralisch für ihre Handlungen verantwortlich machen köne, dann scheint durch eine exakte und empirisch überprüfte Naturwissenschaft in der Tat auch das Ende einer auf der Idee eines prinzipiell autonomen Subjekts basierenden, sinnorientierten Sozialwissenschaft gekommen zu sein. Es kann dann letztlich nur noch darum gehen, die Gehirnprozesse genau zu rekonstruieren, die zu den jeweiligen Handlungen geführt haben.
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Literatur
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Klüver, J. (2006). Sinnverstehende Soziologie, Neurobiologie und die Mathematik des Gehirns. In: Reichertz, J., Zaboura, N. (eds) Akteur Gehirn — oder das vermeintliche Ende des handelnden Subjekts. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90321-7_8
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