Auszug
Die deutsch-chinesischen Beziehungen sind durch vergleichsweise geringe historische Hypotheken belastet. Deutschlands Reputation in China ist nicht geprägt durch die Verbrechen der nationalsozialistischen Herrschaft, sondern überwiegend durch die kulturellen, technischen und wirtschaftlichen Leistungen der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Zwar betrieb das deutsche Kaiserreich eine durch kolonialistische Ambitionen und Militäraktionen geprägte Chinapolitik: 1897/98 wurde die Errichtung des deutschen „Pachtgebietes“ Kiautschou/ Tsingtao in Ostchina militärisch erzwungen, und im Kontext des „Boxeraufstandes“ 1899–1901 wurden blutige Militärexpeditionen unternommen. Die deutsche Kolonialpräsenz aber wurde bereits 1914 nach nur 16 Jahren durch die japanische Besetzung Tsingtaos beendet (Mühlhahn 2000). In den dreißiger Jahren spielten deutsche Militärberater eine zentrale Rolle in den Modernisierungsversuchen der chinesischen Armee unter der Regierung Chiang Kaishek. Nach Ausbruch des japanisch-chinesischen Krieges zog die nationalsozialistische Regierung aber 1938 mit Rücksicht auf die deutsch-japanische Allianz ihre Diplomaten und Militärberater aus China ab. In der Kommunistischen Partei Chinas übten einzelne deutsche Kommunisten im Auftrag der von Moskau kontrollierten Kommunistischen Internationalen (Komintern) nach 1927 zeitweise einen wichtigen Einfluss auf die Parteiführung und auf deren Revolutionsstrategie aus (Braun 1973; Kampen 1998).
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Weiterführende Literatur
Ehlers, Bettina (Hrsg.) (2000), Kompendium der deutsch-chinesischen Beziehungen, Hamburg: Deutsches Übersee-Institut. In diesem Werk finden sich die Adressen und Hinweise auf Tätigkeit einer Vielzahl von Behörden, Forschungsinstituten, Stiftungen und auch Unternehmen, die in den deutsch-chinesischen Beziehungen eine aktive Rolle spielen.
Foot, Rosemary (2001), Rights Beyond Borders: The Global Community and the Struggle over Human Rights in China, Oxford: Oxford UP. In diesem Werk wird die grundsätzliche Frage behandelt, welche Möglichkeiten und Beschränkungen für eine aktive Menschenrechtspolitik gegenüber einem politisch gewichtigen und wirtschaftlich attraktiven Akteur wie der VR China bestehen.
Heilmann, Sebastian (2004), Das politische System der Volksrepublik China, 2., aktualisierte Auflage, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. Dieses Buch bietet eine umfassende, vertiefte Einführung in die chinesische Politik unter Einbeziehung wirtschaflichen, gesellschaflichen und auβenpolitischen Wandels.
Kotzel, Uwe (2002), „Zeittafel der deutsch chinesischen Beziehungen“, in: China aktuell, August 2002, S. 910–934. Auf knappem Raum werden hier die wichtigsten Ereignisse und viele weniger bekannte Episoden in den deutsch-chinesischen Beziehungen von den ersten Anfängen im Jahre 1303 bis hin zur Gegenwart aufgelistet.
Neßhöver, Christoph (1999), Die Chinapolitik Deutschlands und Frankreichs zwischen Außenwirtschaftsförderung und Menschenrechtsorientierung (1989 bis 1997), Hamburg: Institut für Asienkunde. Der Autor analysiert Gemeinsamkeiten und Abweichungen in der Chinapolitik europäischer Nationalstaaten und dokumentiert zugleich die Entwicklung der deutschen Chinapolitik in der kritischen Phase nach 1989.
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Heilmann, S. (2007). Volksrepublik China. In: Schmidt, S., Hellmann, G., Wolf, R. (eds) Handbuch zur deutschen Außenpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90250-0_44
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