Demokratisierung und Entwicklung: Ein Forschungsprogramm

Auszug

Ist es möglich, da sich sowohl die Denkformen der offiziellen Linken als auch das neoliberale Rezeptrepertoire anerkanntermaßen erschöpft haben, ein neues Forschungsprogramm für eine neue Periode des politischen Lebens in Brasilien zu formulieren? Irrtum vorbehalten, hängt eine positive Antwort auf diese Frage von der Wiederaufnahme der Diskussion - auf neuen Grundlagen - der zentralen Themen des brasilianischen politischen Lebens ab, welche auf die - komplexen und ungleichen - Beziehungen zwischen Demokratisierung und Entwicklung konzentriert werden können. Aus akademischer Sicht indessen besteht ein unmittelbares Hindernis für die Formulierung dieses neuen Programms in der wachsenden Fragmentierung der Wissensbereiche, die dazu tendieren, die wissenschaftliche Arbeit in hermetische Abteilungen einzukapseln, bevölkert von Spezialisten, die immer mehr über immer weniger wissen. Ohne die wachsende Komplexität und Autonomisierung der einzelnen Existenzbereiche zu ignorieren, setze ich die Überzeugung voraus, dass die ergiebigsten Interpretationen der Realität von methodologischen Ansätzen herrühren, welche die Grenzen der fachlichen Perspektiven relativieren oder überschreiten und einen Dialog zwischen verschiedenen Wissensfeldern etablieren. Sei es in den Naturwissenschaften, sei es, nachdrücklicher noch, in den Humanwissenschaften, das Streben nach einer Inter- und Transdisziplinarität zwingt sich als Basisorientierung auf, wenn das Ziel darin besteht, die Realität angemessen zu erfassen.