Die soziale Grammatik der peripheren Ungleichheit: Für ein neues Paradigma zum Verständnis der peripheren Gesellschaften

Auszug

Wenngleich die Theorien über die Modernisierung, die die nordamerikanischen Bemühungen einer politischen Reorganisation der „freien Welt“ nach dem Zweiten Weltkrieg begleiten, das unbestrittene Prestige, das sie bis Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts genossen (W. Knöbl 2002), aus guten Gründen verloren haben, lebt ihr Grundschema, die Beziehung zwischen dem Zentrum und der Peripherie des Weltsystems als einen antinomischen Gegensatz zwischen einem traditionellen und prämodernen Kernbereich und einem anderen, modernen Kernbereich aufzufassen, weiterhin in neuen und hybriden Gewändern fort. Dieser Sachverhalt zeigt uns, dass die Überwindung eines theoretischen Paradigmas, selbst wenn dieses sich offenkundig als unangemessen und unzulänglich erweist, nicht „verordnet“ werden kann, sondern die explizite Schaffung eines alternativen Paradigmas erfordert, das die zentralen Fragen des alten Paradigmas in überzeugenderer Weise erklärt, indem es die Mängel und Lücken des vorigen Modells bewältigt.