Auszug
Tariq Ramadan gilt gegenwärtig als einer der einflußreichsten muslimischen Intellektuellen Europas. Er besitzt eine breite Anhängerschaft, wird viel gelesen und ist auch in der Öffentlichkeit — vor allem in den französischen Medien — stark präsent2. Die Meinungen über ihn gehen stark auseinander: Auf der einen Seite wird er von vielen als der große Vertreter eines europäischen Islam gesehen, dem es gelungen ist, den Islam so zu interpretieren, daß er ohne Probleme in den modernen Gesellschaften Europas, praktiziert werden kann — ohne an Vitalität zu verlieren. Auf der anderen Seite wird vor Ramadan gewarnt, wird ihm — nicht zuletzt mit dem Verweis auf seine Verwandtschaft mit dem Gründer der Muslimbruderschaft in Ägypten, mit Hassan al-Banna, dessen Enkel er ist — vorgeworfen, letztlich einen fundamentalistischen Islam zu predigen, der sogar antisemitische Züge trage (etwa Binswanger 2004). Wie ist diese schillernde Figur einzuordnen?3
Der folgende Text beruht auf einem Vortrag, den ich auf der Jahrestagung der Sektion Religionssoziologie, die vom 08.–10.07.2005 in Schmerlenbach stattfand, gehalten habe.
Im Jahre 2000 zählte das Magazin Time Ramadan zu den bedeutendsten Intellektuellen der Gegenwart.
Einige der nun folgenden Überlegungen habe ich bereits an einer anderen Stelle geäußert (2005).
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Bibliographie
Berger, Peter (1992): Der Zwang zur Häresie. Religion in der pluralistischen Gesellschaft. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien.
Binswanger, Daniel (2004): „Der diskrete Charme der Scharia“ Weltwoche, H. 47. 36ff.
Gellner, Ernest (1985): Leben im Islam. Religion als Gesellschaftsordnung. Klett-Cotta, Stuttgart.
Lau, Jörg (2004): „Der Doppelagent“ Wochenzeitung Die Zeit, H. 37.
Oevermann, Ulrich (1995): „Ein Modell der Struktur von Religiosität. Zugleich ein Strukturmodell von Lebenspraxis und von sozialer Zeit.“ in: Wohlrab-Sahr, Monika (Hg.): Biographie und Religion. Zwischen Ritual und Selbstsuche. Campus Verlag, Frankfurt/M New York. 27–102.
Ramadan, Tariq (2000): Der Islam und der Westen. Von der Konfrontation zum Dialog der Zivilisationen. MSV Verlag, Marburg.
Ramadan, Tariq (2001): Muslimsein in Europa. Untersuchung der islamischen Quellen im europäischen Kontext. MSV Verlag, Marburg.
Twardella, Johannes (1999): Autonomie, Gehorsam und Bewährung im Koran. Ein soziologischer Beitrag zum Religionsvergleich. Olms Verlag, Hildesheim.
Twardella, Johannes (2003): „Der Islam in der Moderne — Ausprägungen und Entwicklungstendenzen.“ in: Werkner, Ines-Jacqueline / Leonhard, Nina (Hg.): Aufschwung oder Niedergang? Religion und Glauben in Militär und Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Peter Lang Verlag, Frankfurt/M. 189–206.
Twardella, Johannes (2004): Moderner Islam. Fallstudien zur islamischen Religiosität in Deutschland. Olms Verlag, Hildesheim.
Twardella, Johannes (2005): „Tanq Ramadan — liberaler Erneuerer des Islam oder fundamentalistischer Denker?“ in: Augustin, Christian / Wienand, Johannes / Winkler, Christiane (Hg.): Religiöser Pluralismus und Toleranz in Europa. Wiesbaden. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden (im Druck).
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Twardella, J. (2006). Der Euro-Islam des islamischen Intellektuellen Tariq Ramadan. In: Franzmann, M., Gärtner, C., Köck, N. (eds) Religiosität in der säkularisierten Welt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90213-5_16
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-4039-8
Online ISBN: 978-3-531-90213-5
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