Auszug
Die Europäische Union hat sich im Lauf der Zeit von einer 6er Gemeinschaft zu einer 25er Gemeinschaft mit mehr als 450 Millionen Unionsbürgern entwickelt. In Zahlen ausgedrückt, besteht die EU aus: Diese Übersicht macht aber schon deutlich, dass die EU auch noch im sechsten Jahrzehnt seit ihrer Entstehung eine „Staatengemeinschaft“ ist und auch als solche wahrgenommen wird. Obwohl sie schon früh ein wichtiger Faktor der internationalen Wirtschaftsordnung war, spielte sie auf dem Parkett der Weltpolitik allenfalls eine Nebenrolle. Während der sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg heraus schälenden Bipolarität der Welt sah die EU sich im Wesentlichen als Teil des Westens und der atlantischen Gemeinschaft.1 Inzwischen wird die Existenz einer eigenständigen EU-Außenpolitik mehr und mehr anerkannt, ihr häufiger sogar die Rolle eines Akteurs der Weltpolitik zugestanden.2 Deshalb erscheint es im vorliegenden Zusammenhang — bei der Untersuchung der internationalen Großmächte — gerechtfertigt, die EU als internationalen Machtfaktor darzustellen. Dabei muss aber immer gegenwärtig bleiben, dass es sich — gerade in der Außen- und Sicherheitspolitik — um eine besondere Konstruktion handelt, die getragen vom Gedanken geteilter Souveränität, vom Zusammenspiel der EU und ihrer Mitgliedstaaten geprägt wird. Beispiele für das Glücken, aber auch das Scheitern dieser Zusammenarbeit lassen sich in der Vergangenheit leicht finden. Die unterschiedlichen Positionen des sog. „alten“ und „neuen“ Europas zum Irak-Krieg, teilweise auch die nationalen Egoismen in den Jugoslawien-Kriegen, aber auch die eigenen Ständigen Sitze im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für Frankreich und Großbritannien lassen erkennen, dass die EU-Außen- und Sicherheitspolitik noch in den Kinderschuhen steckt.
So Gasteyger (2001), S.278.
Vgl. dazu Schubert/Müller-Brandeck-Bocquet, Die EU als Akteur der Weltpolitik, in: dies. (2000), S.281–288.
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Piazolo, M. (2006). Die Europäische Union als internationaler Machtfaktor. In: Piazolo, M. (eds) Macht und Mächte in einer multipolaren Welt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90092-6_9
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