Zusammenfassung
Wenn es um die Prognose geht, sind sich die meisten Beobachter einig: Afrika wird voraussichtlich der einzige Erdteil sein, auf dem die Zahl der Personen, die in extremer Armut leben — d.h. die weniger als umgerechnet einen US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben — bis zum Jahre 2015 weiter steigen dürfte (OECD 2002). Schon jetzt lebt weit über die Hälfte der Bevölkerung in Afrika unterhalb der Armutsgrenze (vgl. Tab. VII.1, folgende Seite1). Damit wird voraussichtlich für den Kontinent das bedeutendste der sogenannten Millenniumsziele, die Halbierung der Armut bis 2015, zur Illusion. Auch der Ausweg, auf den Albert Tévoédjrè, der Ökonom, Historiker und Politiker aus Benin, schon vor Jahrzehnten verwiesen hatte, erweist sich damit als nicht mehr gangbar. Er hatte zwischen Armut und Misere unterschieden (Tévoédjrè 1977). Misere verstand er als etwas Menschenunwürdiges, dass mit allen Mitteln bekämpft werden müsse. Armut dagegen, ein Leben unter einfachen, aber keineswegs unwürdigen Bedingungen, verstand er auch als Quelle der Selbstachtung und des Stolzes. Im Bekenntnis zur Armut sah er einen Weg, um die Länder Afrikas von einer für sie fatalen, überstürzten Nachahmung des westlichen Entwicklungsmodells abzuhalten. Wenn die zitierten Voraussagen sich als zutreffend erweisen sollten, dann steuert Afrika jedoch unaufhaltsam weiter in die Misere. Es wird verständlich, warum sich die Anstrengungen der multilateralen Geber in Afrika gegenwärtig vor allem auf eine Strategie des „pro-poor growth“ konzentrieren.
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Tetzlaff, R., Jakobeit, C. (2005). Wirtschaftsmisere und Wirtschaftsentwicklung Afrikas: Ursachen, Reformansätze und Perspektiven. In: Das nachkoloniale Afrika. Grundwissen Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90056-8_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90056-8_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-4095-4
Online ISBN: 978-3-531-90056-8
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