Bedingungen der Orientierung durch Medien

Auszug

Öffentlichkeit erfüllt eine Orientierungsfunktion, wenn die Öffentlichkeitsakteure durch massenmedial vermittelte Kommunikation jenen Output hervorbringen, der als ‚öffentliche Meinung’ gilt.

„Erst danach lässt sich weiterfragen, ob und in welcher Weise dieser Output (...) Orientierungsfunktionen erfüllt und, über Publikum vermittelt, demoskopisch bestimmbare ‚Bevölkerungsmeinung’ und dann zusammen mit dieser jene Entscheidungen beeinflusst, die im politischen System allgemein verbindlich getroffen werden. Erst dann schließt sich die Bedingungs- und Wirkungskette, die den Zusammenhang zwischen Öffentlichkeit und Politik herstellen kann.“ (Neidhardt 1994a: 25) Mit Blick auf die Europäisierung von Öffentlichkeit ist entscheidend, inwiefern sich gemeinsame Orientierungsmuster in verschiedenen Ländern herausbilden. Diese Frage kann durch Bevölkerungsumfragedaten beantwortet werden. In dieser Arbeit wird jedoch ein anderer Weg gewählt. Um für ihre Leser und Zuschauer verständlich zu berichten, müssen Medien jede Botschaft bearbeiten und damit interpretieren (Schulz 2004: 92). Insbesondere in ihrer Rolle als Sprecher geben Medien den Lesern Orientierungshilfe, die in Kommentaren sichtbar wird (Eilders et al. 2004). Die Inhalte dieser journalistischen Claims sollen daher, gewissermaßen als besonders einflussreiche Vor-Form der ‚öffentlichen Meinung’, analysiert werden. Mit Blick auf die Europäisierung von Öffentlichkeit wird in diesem Kapitel überprüft, inwiefern die untersuchten Zeitungen in ihren Kommentaren länderübergreifende Bewertungsmuster entwickelt haben, die potenziell einen länderübergreifenden Orientierungsprozess stimulieren.