Rahmenbedingungen der Europäisierung

Auszug

Die Vorstellung von Medien als neutralem Forum ist also irreführend. Doch bedeutet dies, dass die gesellschaftliche Realität von den Massenmedien hoffnungslos verzerrt wird und die Kontrahenten in einem Konflikt einem medialen Willkürakt ausgeliefert sind, wenn sie ihre Standpunkte öffentlich vertreten? In Anspielung auf den jahrhundertelangen Irrglauben des ptolemäischen Weltbildes warnt Schulz davor, die Medien als Dreh- und Angelpunkt im Prozess der Realitätskonstruktion und damit als alleinverantwortliche Realitätsvermittler zu betrachten. So wie die Erde im kopernikanischen Weltbild nur einer unter vielen Planeten ist, die sich um die Sonne drehen, will Schulz die Medien als ein Element neben anderen im Prozess der Wahrheitsfindung verstanden wissen: „Ihre Aufgabe besteht darin, die Stimuli und Ereignisse in der sozialen Umwelt zu selektieren, zu verarbeiten, zu interpretieren. Auf diese Weise nehmen sie Teil am kollektiven Bemühen, eine Realität zu konstruieren und diese — durch Veröffentlichung — allgemein zugänglich zu machen, so dass eine gemeinsame Basis für soziales Handeln entsteht.“ (Schulz 1989: 142)