Zusammenfassung
Im Beitrag werden Forschungsergebnisse zur demokratischen Bildung referiert, die im Wesentlichen auf drei Fragen fokussiert sind: 1. Wie lässt sich die Zielgröße demokratischer Bildung bestimmen bzw. welche Art von Systematisierung für die entsprechenden Kompetenzen erscheint vielversprechend? 2. Was kann vor dem Hintergrund internationaler Vergleichsstudien über demokratische Kompetenzen deutscher Schülerinnen und Schüler gesagt werden? 3. Welche Hinweise lassen sich aus dem vorhandenen Forschungskorpus bezüglich der Wirkung verschiedener, demokratiepädagogisch relevanter Gestaltungsmerkmale von Schule und Unterricht ableiten?
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Notes
- 1.
Das Konstrukt misst auf individualpsychologischer Ebene die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in andere Personen hineinzuversetzen, sie zu verstehen, ihre Interessen zu berücksichtigen, mit ihnen zu kooperieren, Toleranz zu zeigen und Kompromisse zu schließen. Zu beachten ist, dass das Konstrukt nicht den Anspruch hat, ein im eingangs beschriebenen Sinne umfassendes Modell demokratischer Kompetenzen abzubilden.
- 2.
Befragt wurden nicht dieselben Schülerinnen und Schüler im Längsschnitt, sondern Klassen derselben Schulen in den jeweils selben Klassenstufen.
- 3.
Im Rahmen des Modellversuchsprogramms entstand eine von der Koordinierungsstelle zusammengetragene Sammlung von „Best-Practices“ (vgl. http://www.blk-demokratie.de/index.php?id=82, zugegriffen am 06.10.2016), denen sich die teilnehmenden Schulen zuordnen konnten. Evaluiert wurden nur diejenigen Schulen, die eine der am häufigsten implementierten Maßnahmen durchgeführt hatten. Dabei handelte es sich um Streitschlichterprogramme, Schülervertretungsarbeit, Konfliktbearbeitungsmaßnahmen, Klassenrat und kooperatives bzw. soziales Lernen (Abs et al. 2007, S. 23).
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Schmid, C., Watermann, R. (2018). Demokratische Bildung. In: Tippelt, R., Schmidt-Hertha, B. (eds) Handbuch Bildungsforschung. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19981-8_50
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