Zusammenfassung
Der Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Frank Schirrmacher, schrieb 2004 in seinem zum Bestseller avancierten Buch „Das Methusalem – Komplott“: „Die Menschheit altert in unvorstellbarem Ausmaß. Wir müssen das Problem unseres eigenen Alterns lösen, um das Problem der Welt zu lösen“. Er fokussierte weiter auf die Folgen und Konsequenzen der „gesprengten Fesseln der Lebenserwartung“ (17) und führte dazu aus: „Der Eintritt der Babyboomer ins Rentnerdasein wird in der ganzen westlichen Welt einen Altersschub auslösen und wie ein nie verglühender Raketentreibsatz über Jahrzehnte Millionen von Menschen, Einzelne, die sich zu ganzen Völkern summieren, über die Datumsgrenze des 65. Lebensjahres katapultieren; nicht nur in eine neue ökonomische und soziale, sondern auch in eine fremde seelische Welt (…). Übersetzt man (…) Schätzungen in Bilder, dann wird die Erde wie ein riesiges Altersheim durchs Weltall kreisen. Wie viel Senilität, Vergesslichkeit, Altersdemenz, wie viel Krankheit wird in diesem kollektiven Bewusstsein sein?“ (17 f.). Das war und ist ‚starker Tobak‘, der aufrüttelt. Aber ist eine solche Dramatisierung wirklich angebracht? Wenngleich Schirrmachers Deklamation der gerontologischen Katastrophe eine um Betroffenheit bemühte Streitschrift ist, basiert sie dennoch auf nüchternen Fakten: Dem demographischen Wandel in Deutschland. Als Basistrend berührt er allerdings mehr als nur das Altern in Deutschland und hebt ihn wegen seiner Komplexität und wachsenden Allgegenwart aus dem Sujet des Feuilletons deutlich heraus. Er tangiert das Konstrukt des Gesellschafts- und Generationenvertrags im Land. Dieses Konstrukt prägt die Balance zwischen den lernenden, arbeitenden, ruhenden, zu- und wegziehenden sowie gesunden und kranken Teilen einer Gesellschaft und trimmt die Generationengerechtigkeit zwischen jungen und alten Menschen. Der demographische Wandel beschreibt, mit anderen Worten, die Tendenzen der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Das sind die Altersstruktur, das Verhältnis von Frauen und Männern, der Anteil von Inländern, Ausländern und Eingebürgerten, sowie die Geburten- und Sterbeentwicklung. Die entscheidenden Faktoren, die den demographischen Wandel bestimmen, liegen also in den Einflussgrößen Geburtenziffer, Lebenserwartung und Migration. Als politische Gestaltungsaufgabe fordert er in der Konsequenz die Akteure im politischen System Deutschlands insgesamt mit Blick auf die Renten-, Sozial-, Arbeitsund Gesundheitspolitik heraus.
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Literatur
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Turek, J. (2012). Demographischer Wandel und Telemedizin. In: Glaab, M., Korte, KR. (eds) Angewandte Politikforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19672-5_28
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