Zusammenfassung
Ohne die Unterstützung durch angewandte Politikforschung ist die Gestaltung von Außenpolitik auf Grund der gestiegenen Komplexität des Gegenstands kaum noch denkbar. Der „Arabische Frühling“, die Finanzkrise in der EU oder das iranische Kernwaffenprogramm sind mit all ihren weit verzweigten Implikationen ohne eine wissenschaftlich fundierte Expertise für außenpolitische Entscheidungsträger nicht mehr zur Gänze greifbar. Angewandte Politikforschung kann als Wissenschaft von der Politikberatung mit Kernfunktionen wie Problemidentifikation, Frühwarnsystem, Interessens- und Konfliktvermittlung, Gewinnung und Verbreitung von Informationen, Ideen, Evaluation und Legitimation (Weidenfeld/Janning 2003: 194) dazu beitragen, die Geschehnisse und vorhandenen Informationen systematisch miteinander zu verknüpfen, kausale Zusammenhänge herzustellen, Erklärungs- sowie Deutungsangebote zu formulieren und Handlungsempfehlungen auszusprechen.
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Sicherlich eine der prägnanteren Aussagen zur Außenpolitik des vereinigten Deutschlands, mit der im Dezember 2001 der damalige Verteidigungsminister Peter Struck den beginnenden Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zu legitimieren suchte.
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Colschen, L.C. (2012). Politikberatung in der deutschen Außenpolitik. In: Glaab, M., Korte, KR. (eds) Angewandte Politikforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19672-5_26
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