Zusammenfassung
Diese Studie befasst sich aus kulturtheoretischer Perspektive mit dem Zusammenhang zwischen dem karrierebezogenen Handeln von Journalisten und ihrer sozialen Herkunft. Bisherige Forschungsarbeiten zum Handeln der Journalisten einerseits und solche zu ihrer sozialen Herkunft andererseits unterscheiden sich meist in dem wesentlichen Punkt der Verbindung dieser beiden Elemente von dem Fokus dieser Arbeit: Wo die soziale Herkunft erhoben wird, spielen kulturtheoretisch-strukturalistische Überlegungen kaum eine Rolle, und selbst dort, wo dezidiert einem kultursoziologischen Ansatz nachgegangen wird und Bourdieus Konzepte überzeugend auf das journalistische Feld appliziert werden, fehlt der Bezug auf die soziale Herkunft der Handelnden. Als Vehikel zwischen sozialer Herkunft und dem Handeln der Akteure wird hier in Übereinstimmung mit Bourdieus Überlegungen der Habitus gesehen, welcher allerdings theoretisches Konstrukt bleiben muss und nur über die Erhebung seiner Erzeugungsbedingungen – beispielsweise Sozialisationserfahrungen – empirisch gerahmt werden kann. Der Habitus wird herangezogen, um die Hervorbringungen der sozialen Herkunft, das schichtspezifische Handeln, zu erläutern. Grundsätzlich wird in dieser Studie angenommen, dass auch das Funktionieren des journalistischen Feldes, obschon stark professionalisiert und durch Berufsnormen reglementiert, durch die soziale Herkunft und den Habitus seiner Akteure erklärt werden kann.
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Notes
- 1.
Eine Ausnahme bildet die Forschungsperspektive von Johannes Raabe (2005), der nicht nur die soziale Herkunft, sondern auch den Sozialstatus und die Milieuzugehörigkeit von Journalisten untersucht und damit einen differenzierten Überblick über die Stratifizierung und Rekrutierung im Journalistischen Feld gegeben hat.
- 2.
Für eine ausführliche Übersicht über die Rolle von Medien und Journalismus im Werk Bourdieus lohnt sich die Lektüre der Dissertation von Hovden 2008. Hovden rekonstruiert die Bourdieusche Auseinandersetzung mit journalistischen Akteuren und dem Journalistischen Feld in Jahrzehnt-Schritten. Auf eine tiefergehende Besprechung der Darstellung von Journalismus im Werk Bourdieus wird daher aus Redundanzgründen verzichtet.
- 3.
An diesen Bedingungen Bourdieus wird deutlich, dass anders als es Meyen/Riesmeyer in ihrer auf Bourdieus Konzepte rekurrierenden Studie ‚Diktatur des Publikums‘ konstruieren, die Zugehörigkeit zum Feld nicht unbedingt nur darüber messbar wird, ob „man sich zum Arbeitsalltag und zum Selbstverständnis von Journalisten befragen lässt und […] diese Teilnahmebereitschaft auch während des Gesprächs nicht in Frage stellt“ (Meyen/Riesmeyer 2009: 52).
- 4.
Die direkte Vertrautheit mit dem Beruf des Journalisten scheint hingegen keine bedeutende Rolle zu spielen. Kinder von Journalisten ergreifen nur selten denselben Beruf. Die Zahlen hierzu bewegen sich zwischen zwei und fünf Prozent (Langenbucher/Mahle 1974, Langenbucher et al. 1976, Weischenberg et al. 2006).
- 5.
Dies wird auch an dem Verhalten etablierter Akteure im journalistischen Feld sowie an dem Verhalten von Kindern von journalistischen Akteuren sichtbar. Letztere positionieren sich, sofern sie sich überhaupt journalistisch betätigen, eher außerhalb der institutionalisierten Hierarchie und verstehen sich darauf, eher intellektuelle und außerordentliche Funktionen im Bereich der symbolischen Macht bei namhaften Medien zu übernehmen. So zeigt Verlegersohn Jakob Augstein zwar durchaus Ambitionen, als Kolumnist einerseits und als Unternehmer andererseits tätig zu sein, die Ebene der institutionalisierten Macht scheint ihn aber dauerhaft nicht anzusprechen. Stephan Merseburger, Sohn von Peter Merseburger, ist Korrespondent des ZDF-Studios Paris. Friedrich Küppersbusch schließlich, als erfolgreicher unabhängiger Autor und Produzent ein gutes Beispiel für symbolisch machtvolle Akteure im Feld, lehnte ab, als ihm die Intendanz von Radio Bremen angeboten wurde. Wer so etabliert ist, dass er es sich leisten kann, sich ausschließlich auf dem Gebiet der symbolischen Erträge zu arbeiten, meidet die eher administrativen Funktionen.
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Lueg, K. (2012). Das journalistische Feld: Journalistische Karrieren aus kultursoziologischer Perspektive. In: Habitus, Herkunft und Positionierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19570-4_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19570-4_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-531-19570-4
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