Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel steht eine Bevölkerungsgruppe im Mittelpunkt, die zahlenmäßig immer recht gering war, jedoch auf Dauer in der baltischen Region ein Maß an Autonomie und Selbständigkeit, an Dominanz und Machtposition erfuhr, wie die Geschichte nur wenige Beispiele kennt. Nicht die gegenwärtige Bedeutung der Deutschen im Baltikum findet hier das Interesse, sondern die Wechselfälle, Kontinuitäten und Brüche der Vergangenheit für diese Bevölkerung, die bis ins 18. Jahrhundert hinein keine nationale Eigenbezeichnung kannte, schließlich die regionale Kategorie „Balten“ wählte und sich erst im Zeitalter nationaler Identitätssuche und -findung im Laufe des 19. Jahrhunderts als „Deutschbalten“ bezeichnete.1 Der Terminus „Baltendeutsche“ blieb vorrangig der NS-Ideologie und deren Vertretern vorbehalten. Mit der Umsiedlung der Deutschbalten 1939/41 (vgl. dazu Loeber 1972) fand die Geschichte dieser Gruppe in der baltischen Region ein Ende, wobei diese Siedlungsregion aufgrund der historischen Entwicklung in erster Linie die heutigen unabhängigen Staaten Estland und Lettland umfasst, die Bedeutung der Deutschbalten jedoch bisweilen weit über die Grenzen dieses Gebietes ausstrahlte.2
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Maier, K. (2012). Deutsche im Baltikum. In: Knodt, M., Urdze, S., Urdze, S. (eds) Die politischen Systeme der baltischen Staaten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19556-8_3
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