Zusammenfassung
Wie man biographische Interviews dokumentarisch interpretieren kann, soll in diesem Kapitel anhand einer weiteren empirischen Untersuchung praktisch gezeigt werden. Um etwas andere Akzente zu setzen als im vorangegangenen Kapitel, beginne ich – nach dem Abdruck der Transkriptabschnitte (6.1) – meine Darstellung der Analyseschritte sogleich mit der reflektierenden Interpretation (6.2), fahre mit der sinngenetischen Typenbildung fort (6.3), komme dann zur soziogenetischen Typenbildung (6.4), um schließlich Fragen der Generalisierbarkeit zu erörtern (6.5).
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Notes
- 1.
In gewisser Weise zielt die Phasentypik damit auf die Rekonstruktion des Rahmens, in dem sich biographische Verläufe fallübergreifend entfalten, d. h. des Trajektrahmens. Dabei verweist der Trajektrahmen ganz allgemein auf eine Bewegungsregelhaftigkeit im sozialen Raum. Jede einzelne Phase dieses Trajekts bezeichnet letztlich keinen Zustand, sondern ist ein Element, das seinen Sinn erst im Kontext der vorangegangenen und nachfolgenden Elemente (Phasen) erhält. Die Phase ist somit – um hier Dewey und mit ihm Peirce zu paraphrasieren – „ein Konstituent eines sequentiellen Sets von“ Phasen (Dewey 1989, S. 144). In der Biographieforschung wird der Trajektbegriff bisweilen eng mit dem empirisch generierten Konzept der „Verlaufskurve“ (siehe dazu Kapitel 2.2) bzw. des „trajectory of suffering“ verknüpft (siehe Riemann/Schütze 1991, S. 338). Demgegenüber geht es m. E. beim Trajektrahmen auch um die Bewegungsregelhaftigkeit anderer Prozesse, wie etwa um die Phasen von Statuspassagen in den Arbeitsmarkt (Thomsen 2009) bzw. von Wandlungs- und Bildungsprozessen (Nohl 2006 u. von Rosenberg 2011).
- 2.
Gleichwohl muss hier darauf aufmerksam gemacht werden, dass unter Umständen bestimmte lebensaltersspezifische Vergleiche mit dem Geschlechtervergleich konfundieren, gerade dort, wo zwischen den Seniorinnen und den ausschließlich männlichen Jugendlichen verglichen wird. Der Lebensaltersvergleich hätte sich nur dann trennscharf vom Geschlechtervergleich abgrenzen lassen, wenn letzterer ebenfalls ausgearbeitet und hierfür das Sample um weibliche Jugendliche und männliche Senioren ergänzt worden wäre.
- 3.
Hinsichtlich der Bedeutung der Auflösung der Familie für den spontanen Bildungsprozess deutet sich hier – neben der alterstypischen Komponente – auch der geschlechtsspezifische Aspekt an.
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Nohl, AM. (2013). Die Praxis der dokumentarischen Interpretation von biographischen Interviews: Ein Beispiel von der reflektierenden Interpretation bis zur soziogenetischen Typenbildung und Generalisierung. In: Interview und dokumentarische Methode. Qualitative Sozialforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19421-9_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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