Zusammenfassung
Nach unseren theoretischen Überlegungen zum Begriff des Experteninterviews und Expertenwissens wenden wir uns nun verstärkt forschungspraktischen Themen zu: Welche Vorarbeiten müssen wir erledigen, bevor wir uns in die konkrete Gesprächssituation begeben können? Interviews mit Experten und Expertinnen bedürfen der sorgfältigen Planung. Dazu gehört die gründliche Entwicklung eines Interviewleitfadens, der vor allem als Checkliste und Richtschnur des Interviews dient (4.1.). Zu den vorbereitenden Arbeiten gehört auch die nachvollziehbare Auswahl der zu befragenden Experten (das sogenannte Sampling) sowie die Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung für das Interview (4.2). Insbesondere letzterer Aspekt ist nicht zu unterschätzen, geht es doch darum Personen, für die Zeitknappheit fast schon zum Professionshabitus gehört, von der Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Interviews zu überzeugen. Bereits bei der Interviewplanung sollte zudem entschieden werden, wie die Sprachdaten dokumentiert werden (4.3). Besondere Herausforderungen beinhalten Experteninterviews, die fremdsprachlich geführt werden – hier ist besondere Sorgfalt bei der Vorbereitung der Gespräche angezeigt (4.4).
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Notes
- 1.
Wenn alle auf dem Leitfaden notierten Fragen tatsächlich im Gespräch gestellt werden sollen, sind Leitfäden von maximal drei Seiten Länge realistisch.
- 2.
Gerade Experteninterviews verleiten zu einer Verwechslung von Forschungs- und Interviewfragen, weil unsere Befragungspersonen – gerade wenn sie Disziplinen entstammen, die dem professionellen Kontext der Interviewer nahe stehen – durchaus in der Lage sind, abstrakte Forschungsfragen zu beantworten oder selbst Theorien über ihre eigenen Deutungen zu formulieren. Die Abstrahierung und Theoretisierungsleistungen sind aber durch die Forscherinnen zu erbringen, nicht durch die Befragten – und zwar bei der Auswertung, nicht in der Interviewsituation.
- 3.
Vgl. für den ‚Weg zum Leitfaden’ auch die sehr hilfreichen Hinweise in Helfferich (2011, S. 182–189). Allerdings wird hier nicht systematisch zwischen Forschungs- und Interviewfragen unterschieden, was aus unserer Sicht problematisch ist.
- 4.
Gute Testberichte und unabhängige Bewertungen (obwohl dort mittlerweile auch selbst Geräte vertrieben werden) sind auf der sehr empfehlenswerten Homepage von audiotranskription.de zu finden.
- 5.
Für eine Übersicht über detailliertere, materialgetreuere Transkriptionsformen vgl. Przyborski und Wohlrab-Sahr 2008, S. 160 ff.; ausführlicher Dittmar 2009 sowie Dresing und Pehl 2013.
- 6.
Auf die üblichen gesprächsunterstützten Bestätigungslaute des Interviewers („mhm, mhm“, „ahja,“) kann aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet werden.
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Bogner, A., Littig, B., Menz, W. (2014). Der Zugang zu den Experten: die Vorbereitung der Erhebung. In: Interviews mit Experten. Qualitative Sozialforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19416-5_4
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